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Sechster Abschnitt.
er daher zuletzt nicht mehr in der Mitte seines Hofes steht
sondern östlich zurückbleibt, so dass häufig nur noch im
Norden, Westen und Süden, nicht aber im Osten des Kern
flecks, ein Hof wahrgenommen wird. Umgekehrt zeigen solche
Flecke bei ihrem ersten Erscheinen am Ostrande der Sonne
nur östlich einen Hof, kommen aber, wenn sie nach etwa 6
Tagen die Mitte der Scheibe erreicht haben, in die Mitte ihres
Hofes zu stehen.
Dieser Umstand führt auf eine wichtige Thatsache, dass
nämlich die schwarzen Kernflecken auf einer kleineren
Kugel als die Höfe sich bewegen, dass also erstere, in Be
ziehung auf ihren Hof und die helleren Theile der Sonnen
oberfläche einen tiefen Grund bilden. Die Flecken sind dem
nach nicht etwa, wie man wohl sonst vermuthete, Schlacken
massen, die in dem glühenden Meere der Sonne obenauf
schwimmen, sie sind eben so wenig Bauch, der sich aus den
Flammen entwickelt; denn erstere müssten ganz im Niveau
der hellem Theile liegen und letztere sich über dasselbe er
heben, wogegen die Beobachtungen eine Vertiefung der Kern
flecken von 3 — 500 Meilen anzudeuten scheinen. Nimmt
man dagegen mit Herschel, dem Vater, einen an sich dunklen
Sonnenkern und zwei Photosphären, die innere schwächer als
die äussere glänzend, an, so lässt sich die Erscheinung leicht
dadurch erklären, dass man locale und temporelle Entziehungen
der einen oder auch beider Photosphären annimmt, wodurch
im ersteren Falle die innere Photosphäre, in letzterem der
Kern der Sonne, entblösst wird. Man kann sich die Oeffnung
gleichsam trichterartig vorstellen, so dass nur in den innersten
Theilen beide Photosphären fehlen. Damit scheint auch der
Umstand zusammenzuhängen, dass die Flecke meist desto
schwärzer erscheinen, je grösser sie sind. Ist nämlich der
Durchmesser des Trichters verhältnissmässig klein, so wird der
innere Kern mehr Licht von den Seitenwänden dieser Oeffnung
erhalten als bei beträchtlicher Ausdehnung. Mit diesen Ent
ziehungen der Lichtsphäre an einigen Stellen muss nun aber
nothwendig eine Anhäufung derselben an andern verbunden
sein, die sich für uns zwar weniger merklich machen wird,
aber dennoch durch eine Verstärkung des Glanzes wahrnehm
bar sein kann, und daraus erklären sich die Sonnenfackeln,
so wie der oben bemerkte Umstand, dass sie am häufigsten in
der Nähe der Kernflecken gesehen werden.
Zuweilen erscheint die ganze Sonne fleckenfrei, und es
hat ganze Jahre gegeben, in denen aufmerksame Beobachter
keinen Sonnenfleck gesehen haben. Indess sind diese Fälle