Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Sechster Abschnitt. 
nommene Veränderung eine wirkliche sei oder im Zustande 
unserer Atmosphäre liege, denn in letzterm Falle müssen beide 
Hörner stets dieselbe Anomalie zeigen, in ersterem wäre dies 
nur ein besonderer Zufall. 
Bei den erwähnten Beobachtungen im Sommer 1836 ge 
lang es mir nun nicht, eine Periode mit hinreichender Sicher 
heit abzuleiten, allein ich bemerkte mehrmals nach Ablauf 
einer Cassinischen Periode dieselbe Horngestalt wieder. Be 
sonders aber spricht die verhältnissmässig rasche Aenderung 
dieser Gestalten (ich sah sie zuweilen nach 10 —15 Mi 
nuten schon bestimmt verändert) gegen eine Periode von 584 
Stunden. 
Endlich haben in den Jahren 1840—42 de Vico und seine 
Collegen auf der Sternwarte zu Born eine grosse Anzahl von 
Beobachtungen der Yenusflecke angestellt und finden als 
Endresultat für die Rotation 
23 h 2P 21",93 
wodurch also Cassini’s Resultat im Allgemeinen bestätigt und 
Bianchini’s für immer beseitigt wird. 
§• 91. 
Schröter hat sogar den Versuch gemacht, aus den Abwei 
chungen der Horngestalt und den zuweilen wahrgenommenen 
abgetrennten Punkten die Höhe der Venusberge zu bestimmen, 
und findet sie bis 5 deutsche Meilen hoch. Resultaten dieser 
Art muss man billig misstrauen. Gelingt es uns jemals, über 
diese Höhen zu einiger Wahrscheinlichkeit zu gelangen, so 
könnte dies nur durch die allervollkommensten Messapparate, 
die Schröter noch gar nicht kannte, geschehen; und auch dann 
nur unter Voraussetzung genau bestimmter Rotationselemente. 
Nach den von mir im Mai 1849 bei der Conjunction der 
Venus angestellten Beobachtungen über die Erstreckung der 
Sichelspitzen beträgt die Strahlenbrechung in der Venus 
atmosphäre für den Horizont 43)7. Da sie nun für die Erde 
36' beträgt, so folgt, dass die Atmosphäre der Venus um den 
fünften Theil dichter sei, als die unsrige. 
Es muss hier noch einer besonderen räthselhaften Erschei 
nung gedacht werden, die man bei Venus wahrgenommen hat. 
Einige Beobachter (namentlich Chr. Meyer und Har ding) haben 
den dunklen Theil der Venus in einem aschfarbenen 
Lichte gesehen, ähnlich wie der vom Erdenlichte beschienene
	        
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