Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Topographie des Planetensystems der Sonne. 
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Mond in der Nachtseite zeigt. Beide Beobachter sahen das 
Phänomen nur wenige Abende, und ausserdem nie; fügen aber 
hinzu, dass die Erscheinung höchst unzweifelhaft und deutlich 
gewesen sei. Yenus kann aber von keinem Monde erleuchtet 
werden, und dass das Licht der Erde oder des Merkur für sie 
stark genug sein sollte, um in so grosser Ferne eine Erleuch 
tung zu bewirken, deren Widerschein uns noch sichtbar 
wäre, kann man nicht annehmen, auch vertrüge sich damit nicht 
die Seltenheit des Phänomens. Zwischen Mayer 1 s und Harding’s 
Wahrnehmung liegen 46 Jahre, und weder in der Zwischenzeit, 
noch auch vor- oder nachher ist eine Beobachtung desselben 
bekannt geworden, Es scheint also eine der Venus eigentüm 
liche, doch nur unter seltenen Umständen merkbar hervortre 
tende Lichtentwickelung auf der Oberfläche des Planeten 
zu sein*). 
Der Venusmond hingegen, den Mairan, Montaigne, Short 
u. A. zuweilen gesehen haben und von dem nun seit fast hun 
dert Jahren nichts verlautet, ist höchst wahrscheinlich nichts 
als eine Seitenabspiegelung der Venus in den noch unvollkom 
men construirten Ferngläsern früherer Zeiten, wie dies bereits 
Hell sehr wahrscheinlich gemacht hat. Mehrmals sieht man, 
auch in achromatischen Ferngläsern, solche matte Nebenbilder 
des Mondes, des Jupiter und anderer starkglänzender Himmels 
körper im Felde des Fernrohrs, überzeugt sich aber durch 
OcularVerschiebung bald, dass man nichts als ein hlos optisches 
Phänomen vor Augen habe. Zwar lässt sich im Allgemeinen 
die Möglichkeit nicht bestreiten, dass es Körper gebe, die nur 
unter ganz besonderen, selten sich ereignenden Umständen das 
Licht zurückwerfen, und uns in der Eegel also unsichtbar sind: 
allein auch dies zugegeben, wie kommt es, dass man nie den 
Venusmond vor der Scheibe des Planeten, oder seinen Schatten 
auf derselben, wahrgenommen hat? Zumal ein Venusmond 
seinem Hauptplaneten sehr nahe stehen und eine viel raschere 
Umlaufszeit haben müsste, als der Erdenmond. 
§. 92. 
Um die Zeit der untern Conjunction wird Venus rück 
läufig. Sie durchläuft dabei einen Bogen von 15° 55' 30" 
und die Dauer der retrograden Bewegung ist 41 Tage. — Da 
beide hier concurrirenden Bahnen, die der Erde und des 
Planeten, nahezu kreisförmig sind, so kann der Bogen nur 
höchstens 33' 40" grösser oder kleiner, und die Dauer der 
Rückläufigkeit 1 Tag mehr oder weniger werden. 
*) Lebhafte Nordlichter auf der Venus könnten sehr gut eine solche 
Erscheinung bewirken. Der Herausgeber. 
10*
	        
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