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Sechster Abschnitt.
gebliche Rechnung machen würde. Da die Neigung der Mond
bahn sowohl als die Radien und Parallaxen des Mondes und
der Sonne veränderlich sind, so sind diese Grenzen zwiefache,
nämlich nothwendige und mögliche. Innerhalb der
ersten muss die Pinsterniss unter allen Umständen eintreten,
innerhalb der letzteren kann sie es, wenn die Umstände
günstig sind. Die Rechnung ergiebt Folgendes:
Nothw. Grenze. Mögl. Grenze.
Totale Sonnenfinsterniss .... 7° 46' 13° 19'
Partiale Sonnenfinsterniss ... 13 33 19 44
Totale Mondfinsterniss .... 3 30 7 19
Partiale Mondfinsterniss.... 7 47 13 21.
Eine ganz regelmässige Wiederkehr der Finsternisse nach
Ablauf eines bestimmten Zeitraums findet nicht statt, und jede
einzelne muss besonders berechnet werden, eine Sonnenfinster
niss noch überdies für jeden Erdort, wo sie beobachtet werden
soll. Beiläufig indess kann man annehmen, das nach 18 Jahren
und 11 Tagen die Finsternisse in ähnlicher Ordnung wiederkeh
ren*): doch auch so lässt sich nur über ihr Stattfinden im
Allgemeinen ein vorläufiges Urtheil fällen; die Sichtbarkeit
oder Unsichtbarkeit für einen bestimmten Ort kann aber ganz
und gar nicht auf diese Weise geschlossen werden.
Die Stelle der Berechnung kann auch eine Zeichnung
vertreten, die für Mondfinsternisse ziemlich einfach, für Son
nenfinsternisse dagegen verwickelter ist. Die von Lambert zu
diesem Zwecke gegebenen Constructionen sind die brauchbarsten.
Um die Grösse der Finsterniss nach einer festen Scala
zu bestimmen, theilt man den Durchmesser des Mondes oder
der Sonne, gleichviel welche scheinbare Grösse sie haben, in
12 gleiche Theile, Zolle genannt, und giebt an, um wieviel
dieser Zolle die betreffenden Ränder zur Zeit der Mitte der
Finsterniss übergreifen. Bei 6 Zoll also würde der Rand des
Mondes gerade den Mittelpunkt der Sonne erreichen, oder der
Erdschatten die Mondmitte berühren.
§• Ul-
Der Mond bewirkt auch Bedeckungen der Planeten
und Fixsterne, auch wohl eines Kometen, innerhalb der
durch seine Neigung gegen die Erdbahn gesteckten Grenzen,
Fixsternbedeckungen sind zwar im Allgemeinen sehr häufig,
allein da teleskopische Sterne den Glanz des Mondes, heson-
*) Die erwähnte Periode heisst die HaUey’sche; jedoch scheint sie
schon im Alterthum bekannt und Halley nur Wiederentdecker gewesen
zu sein. Der Herausgeber.