Topographie des Planetensystems der Sonne.
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ders wenn sie am hellem Rande ein- und austreten, nicht
wohl ertragen, so werden gewöhnlich nur die Sterne der sechs
ersten Grössen in dieser Beziehung untersucht und vorausbe-
rechnet. Jährlich ereignen sich für einen bestimmten Erdort
etwa 120 solcher Bedeckungen. Besonders scharf lassen sich
Eintritte am dunklen Rande beobachten. Das Verschwinden
und Wiedererscheinen der Sterne erfolgt plötzlich, wenigstens
ist dies die allgemeine Regel; wenn einige Astronomen aus
nahmsweise das Gegentheil beobachtet haben, so können leicht
atmosphärische Veränderungen die Ursache gewesen sein. Auch
Farben und Glanz der bedeckten Sterne und Planeten bleiben
in der Regel unverändert. Ein besonders interessantes Schau
spiel gewährt die Bedeckung der Plejaden, des Jupitersystems
und des Saturn mit seinen Ringen. — Fernröhre von mässiger
Dimension, die aber scharf begrenzte Bilder zeigen, sind zu
diesen Beobachtungen am besten.
Von den Sternen erster Grösse können 4: a Tauri, a Leo
nis, a Virginis und a Scorpii vom Monde bedeckt werden.
Unter diesen ist a Tauri der hellste, und man kann seine Be
deckung selbst bei Tage im Fernrohr noch bequem wahrnehmen.
Während einer totalen Mondfinsterniss (im Falle näm
lich der Mond nicht ganz verschwindet) sind Sternbedeckun
gen am bequemsten und schärfsten zu beobachten, da alsdann
das Licht der Sterne durch den nahen Mond nicht ge
schwächt ist.
Der praktische Gebrauch dieser Beobachtungen zur Be
stimmung des Längenunterschiedes entlegener Oerter ist Veran
lassung geworden, dass man auf den bessern und ausreichend
besetzten Sternwarten möglichst viele, besonders vorausberech
nete, Sternbedeckungen beobachtet. Die Astronomie kennt im
Allgemeinen noch kein Mittel, welches die Anwendung der
Sternbedeckungen für Längenbestimmung entbehrlich machte,
geschweige denn sie an Genauigkeit überträfe, und erst die
telegraphische Verbindung unter den Oceanen hinweg, falls sie
ausführbar ist, wird ein solches darbieten.
§• 112.
Betrachtet man den Mond zu einer Zeit, wo nur ein
kleiner Theil desselben von der Sonne erleuchtet ist, und
wählt die möglichst dunkelste Abend- oder Morgenstunde, so
erblickt man die ganze übrige Mondscheibe deutlich gegen
den dunkeln Himmel begrenzt, aber nur von einem matten,
aschgrauen Lichte erleuchtet. In tropischen Gegenden,