Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

194 
Sechster Abschnitt 
Almagestum Novum. 40 Jahre später folgte Dom. Cassini, hierauf 
Lahire mit einer sehr grossen (11 Fuss Durchmesser), die aber 
nur im Manuscript vorhanden ist; auch noch andere weniger 
bekannt gewordene Versuche fallen in diese Zeit: jedoch blieb 
HeveVs Mondkarte länger als 100 Jahre hindurch die beste. 
Erst Tob. Mayer in Göttingen gab uns eine kleine, aber höchst 
sorgfältig nach wirklichen Messungen gezeichnete (alle früheren 
waren nach dem Augenmaasse entworfen) — und diese blieb 
wieder die Hauptquelle bis auf die neuesten Zeiten hin. Denn 
weder Lalande's emendirte Gassinische, noch Lamhert's, Rost's, 
HelVs und andere Mondkarten, die überdies nur auf wenigen 
oder auch gar keinen eigenen Beobachtungen beruhten, kön 
nen mit Mayer's Arbeit verglichen werden; selbst Schröter's mit 
dem ausharrendsten Fleisse, aber leider ohne festen Plan aus 
geführte specielle Zeichnungen führten uns nur scheinbar weiter. 
So zahlreich sie sich in seinen selenotopographischen Frag 
menten auch finden, so lässt sich doch nur wenig Gebrauch 
von ihnen machen, und Schröter's Arbeiten beweisen, dass man 
selbst bei dem reinsten und glühendsten Eifer für Naturwissen 
schaft, und ausgerüstet mit schönen und reichen Hülfmitteln, 
dennoch den wahren Gesichtspunkt verfehlen und ein falsches 
Ziel im Auge haben könne! Schröter spürte den p h j s i s c he n 
Veränderungen auf der Mondfläche nach und bezog alle 
seine Wahrnehmungen einseitig nur auf diese; während jeder 
Unbefangene sich sagen muss, dass an ein Erkennen solcher 
Veränderungen, wenn überhaupt, doch jedenfalls erst dann ge 
dacht werden darf, wenn die feste, bleibende Grundlage, 
so genau als unsere Mittel es irgend gestatten, erforscht, dar 
gestellt und beschrieben ist. Und eine solche Darstellung gab 
er uns nicht allein durchaus nicht, sondern er erklärt aus 
drücklich in seiner Vorrede, dass er sie für ganz unnöthig 
halte — weil ja jeder, der ein Fernrohr besitzt, sich den Mond 
ansehen könne! 
Schröter hat gleichwohl der Wissenschaft manchen Dienst 
geleistet — allein wie viel mehr hätte er leisten können 
und bei seiner Beharrlichkeit und uneigennützigen Hingebung 
auch zu leisten verdient! Ehren wir sein Andenken, doch 
ahmen wir sein Beispiel nicht nach. 
Wilhelm Gotthelf Lohrmann in Dresden ging mit Sachkennt 
nis und richtiger Einsicht an die schwierige Arbeit, die Mond 
fläche graphisch darzustellen; seine ersten 4 Blätter (etwa 1 /,, 
des Areals der sichtbaren Mondhalbkugel darstellend) erschienen 
1824 und übertrafen bei weitem alles Frühere durch höchst 
sorgfältige Detaillirung, schöne und nach richtigen Prinzipien 
entworfene Zeichnung und Genauigkeit der Angaben. Leider
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.