Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Topographie des Planetensystems der Sonne. 
209 
geistigen Fähigkeiten der Bewohner fremder Welten haben. 
Insbesondere glaubte man bei dem uns verhältnissmässig so 
nahen Monde zu der Hoffnung berechtigt zu sein, bei stets 
steigender optischer Kraft der künstlichen Sehwerkzeuge einst 
noch dessen Bewohner zu sehen, ja seihst die Idee mit ihnen 
zu korrespondiren oder gar persönlich zu ihnen zu ge 
langen, ist alles Ernstes verfolgt worden, und die mancherlei 
sinnreichen Vorschläge, die zu ihrer Ausführung gemacht 
worden sind, beweisen, dass man die Sache nichts weniger als 
aufzugeben gesonnen ist. 
Oh die ferne Zukunft eine oder die andere dieser Hoff 
nungen zu erfüllen im Stande sein werde, bleibe dahingestellt; 
wahrscheinlich ist es indessen nicht. Wenigstens vergessen 
die, welche von einer fortschreitenden Yergrösserung der 
Ferngläser Alles erwarten, dass ein grösseres Sehwerkzeug 
die anderweitigen, hauptsächlich im Zustande der Erdatmo 
sphäre und der täglichen Bewegung liegenden Schwierigkeiten 
nicht allein nicht hebt, sondern vielmehr im Yerhältniss seiner 
Grösse vermehrt, und dass überhaupt stärkere Yergrösserungen 
nur dann von Nutzen sein können, wenn die Deutlichkeit des 
Bildes sich in ganz gleichem Maasse erhöht. Schon bei den 
grössten der jetzt in Anwendung gebrachten Fernröhre zeigen 
sich diese Schwierigkeiten in hohem Grade, dergestalt, dass 
man ihre volle Kraft nur selten und nicht hei allen Gegen 
ständen in Anwendung bringen kann: wie denn namentlich der 
Mond zu denjenigen Objecten gehört, für welche die stärksten 
Yergrösserungen sich nicht sonderlich vortheilhaft bewähren. 
Gelänge es aber auch, mit einer lOOOmaligen Yergrösserung 
noch gute Beobachtungen auf der Mondfläche zu machen, so 
würden die Gegenstände auf derselben immer noch nicht besser 
erscheinen, als mit freiem Auge in 50000 /iooo = 50 Meilen 
Entfernung, und auch das schärfste Auge ist nicht im Stande, 
einen Menschen, ein Pferd u. dgl. noch wahrzunehmen, wenn 
sie 1 Meile entfernt sind. 
Vielleicht aber könnte man ihre Werke auffinden, ihre 
Heereszüge verfolgen u. dgl. ? Auch hier ist schwerlich Etwas 
zu erwarten. Wenn es nun auch endlich gelänge, ein architek 
tonisches Produkt von der Grösse der Cheops-Pyramide oder 
der Peterskirche als ein feines Pünktchen wahrzunehmen — 
was allenfalls von der Zukunft zu hoffen wäre — wer deutet 
uns dies Pünktchen? Die kleinsten der ihrer Gestalt nach 
mit einiger Deutlichkeit wahrnehmbaren Gegenstände sind noch 
immer 4—6000 Fuss lang und breit, und auch eine verhält- 
M ä d 1 e r, Popul. Astronomie. j[4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.