Die Störungen.
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Verlauf einer gewissen Periode in gleicher Art wiederkehrt,
während sie im Verlauf der Periode, innerhalb gewisser Gren
zen, zu und ahgenommen hat. Sieht man beispielsweise
die Ungleichheit der Tageslängen als eine Störung an (was
sie freilich nicht ist), so ist ihr Cyklus ein Jahr, und wäh
rend dieser Zeit hat sie alle Werthe, welche zAvischen dem
längsten und kürzesten Tage liegen, in gesetzmässiger Ordnung
durchgemacht.
Nun aber sind diese Cyklen von ausserordentlich verschie
dener Länge. Während nämlich einige und unter ihnen
sehr beträchtliche, in wenigen Wochen, Monaten oder Jahren
ablaufen, giebt es andere, welche Zehntausende und Hundert
tausende von Jahren erfordern; ja es bliebe denkbar, dass es
Störungen gäbe, die gar keinen Cyklus hätten, sondern stets
in gleichem Sinne fortwirkten, Sehen wir von den letzteren,
als einer bloss hypothetischen Möglichkeit, einstweilen ab, so
kann es keinen wesentlichen Eintheilungsgrund darbieten,
ob eine Periode 30 Tage oder 300000 Jahre umfasse. Allein
einen sehr grossen Unterschied macht es in Beziehung auf
unseren Calcul, denn eine Form der Berechnung, die für
kürzere Perioden höchst bequem ist, kann für die langen sehr
unbequem werden. Da nun Vorausberechnungen in ihrer
ganzen Ausführlichkeit doch immer nur für einige Jahre oder
Jahrzehende, selten Jahrhunderte, gemacht werden, so ist es
nicht nöthig, eine für den ganzen Zeitraum geltende Form
der Entwickelung anzuwenden, ja selbst ihre genaue Kennt-
niss kann einstweilen entbehrt werden, wo es sich um sehr
lange Perioden handelt. Vielmehr giebt es ein leichteres, und
und gleichwohl eben so genau zum Ziele führendes Mittel.
Den Störungen von k u r z e n Perioden giebt man nämlich
in der Begel die Form:
(1) . . . . a sin (mt) b sin (2mt) c sin (3mt) -j- .. . .
wo abc gewisse unveränderliche Zahlen bezeichnen, m
einen Winkel und t die von einem gewissen Anfangspunkte an,
verflossene Zeit ausdrückt, so dass mt = 360° wird, wenn
die Hauptperiode abläuft.
Für längere Perioden wählt man dagegen die Form:
(2) . ... at bt 2 ct 3 -j- dt 4 ....
wo wiederum a, b, c, d ... . gewisse unveränderliche Zahlen
(Constanten, Coefficienten), und t, i 2 , t 3 , i 4 . . . . die Zeit
selbst und ihre Potenzen, bezogen auf eine gewisse Einheit
(etwa das Jahrhundert), bezeichnen, und nennt nun die Stö-