Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die Störungen. 389 
absetzen musste. — Hochwichtig nannte ich den Gegenstand 
dieser Untersuchungen, denn sie involviren die Frage: 
ob dem Planetensysteme, und folglich auch unserer 
Erde, eine einstige Zerstörung, ein Tod bevorstehe, 
herbeigeführt durch das maasslose Anwachsen 
gewisser Perturbationen im Laufe dieser ungeheuren 
Zeiträume, sei es nun durch das Aufeinanderstürzen 
und gegenseitige Zertrümmern zweier Körper, oder 
durch allmälige, aber gänzliche Veränderung der 
Bahn-Elemente ? 
Wenn z. B. unsere Erde statt der mässigen Ellipticität 
ihrer jetzigen Bahn nach und nach eine kometenartige excen 
trische bekäme, so könnten allem Anschein nach die jetzt auf 
ihr lebenden Thier- und Pflanzengattungen nicht weiter beste 
hen, und nur die etwanigen Bewohner des Innern der Erde 
könnten sich erhalten. Wenn sie vollends in die Sonne, diese 
1200000mal grössere Kugel, hineinstürzte, so wäre es gänzlich 
aus mit ihr. Hem denkenden Geiste kann es keine Befrie 
digung gewähren, wenn man ihm beweist: es werde doch jeden 
falls ein ungeheuer langer Zeitraum, viele Tausende von Ge- 
schlechtsfolgen in sich begreifend, bis zu einer solchen Kata 
strophe verstreichen; denn nicht auf das Jahrhundert, in dem 
er selbst und die Zeitgenossen auf Erden zu leben be 
stimmt sind, beschränkt sich seine Wissbegier und seine Theil- 
nahme: 
„To be, or not to be, that is the question?“ 
Will der Schöpfer seine Welt erhalten, oder liegt es 
in seiner Absicht, sie, sei es auch erst nach Millionen von 
Jahren, wieder zu zerstören? 
Die beiden Riesengeister, welche die Rechnung des Un 
endlichen erschufen: Neicton und Leihnitz, beantworten diese 
Frage auf sehr verschiedene Weise. Der erstere glaubte, 
dass im Laufe der Jahrtausende allmälig, aber unaufhaltsam, 
ein Zustand herbeikommen werde, der mit einem gesicherten 
Fortbestehen der Glieder des Sonnensystems unverträglich 
sei. Alsdann müsse die Gottheit selbst durch einen unmit 
telbaren Act der Allmacht — der als solcher freilich ausser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.