424
Zehnter Abschnitt.
Grösse ist nämlich hier durchaus nur der Glanz zu ver
stehen , und man nimmt also Sterne der ersten, zweiten
u. s. w. Grösse an. Die ganze Eintheiluug beruht bis jetzt
auf Schätzung, da eine wirkliche Messung des Lichtglanzes
noch grosse Schwierigkeiten hat. Indem nur jeder Astronom
nach seinem individuellen Ermessen die Klassen feststellt,
kann es nicht fehlen, dass verschiedene Beobachter auch
die Grössen, besonders der schwächeren Sterne, verschieden
schätzen. Bei den mit blossem Auge sichtbaren (den sechs
ersten Klassen) findet grösstentheils noch eine Art conven-
tioneller liebereinkunft statt, hei den teleskopischen hingegen,
deren Zahl zu gross ist, als das irgend ein Katalog oder eine
Karte sie fassen könnte, ist eine solche unzureichend. So
bezeichnet Herschel II. als 18 te bis 20ste Grösse, was Struve
als 12 te bis j3te setzt.
Man zählt 18 Sterne der ersten Grösse, 55 der zweiten,
197 der dritten u. s. w., überhaupt in jeder folgenden Klasse
3—3 3 / 2 mal so viel, als in der nächst vorhergehenden. Etwa
5000 Sterne des ganzen Himmels mögen dem blossen Auge
unter günstigen Umständen sichtbar sein. Denn dass Ein
zelne auch noch einen oder den anderen auf die 7te Grösse
geschätzten Stern erblickt haben, muss einer besonderen
Virtuosität des Auges zugeschrieben werden, eben so wie das
Sehen der Sterne am Tage. Dagegen geht die Zahl derer,
die das hinreichend bewaffnete Auge wahrnehmen kann, weit
über eine Million.
Auch Zwischenklassen hat man eingeführt, doch
sagt man gewöhnlich nicht 2 1 / 2 te 4 1 /, te u. s. w., sondern man
bezeichnet ersteres durch (2.3), letzteres durch (4.5). Bei
Struve kommen auch Zehntel der Differenzen vor, z. B. 7 m ,8;
5 m ,3 u. s. w., so dass zehn Abstufungen zwischen je zweien
um eine ganze Einheit verschiedenen Grössenklassen ge
dacht werden müssen. Indess sind dies nicht einzelne
Schätzungen, denn diese können nicht wohl weiter als auf
Halbe gehen, sondern arithmetische Mittel aus mehreren, zu
verschiedenen Zeiten gemachten, Schätzungen eines und des
selben Sternes,
In neueren Zeiten hat Steinlieü, dem die Naturwissen
schaften so viele schöne Entdeckungen verdanken, auch ein
Photometer (Lichtmesser) angegeben, durch welches die
Lichtmengen, die von einem Fixstern zur Erde gelangen,
direct gemessen werden können, und Seidel hat mit diesem
Instrumente im lahre 1846 eine Keihe von Messungen ver
öffentlicht, durch welche die in unseren nördlichen Breiten