Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Zehnter Abschnitt. 
Grösse ist nämlich hier durchaus nur der Glanz zu ver 
stehen , und man nimmt also Sterne der ersten, zweiten 
u. s. w. Grösse an. Die ganze Eintheiluug beruht bis jetzt 
auf Schätzung, da eine wirkliche Messung des Lichtglanzes 
noch grosse Schwierigkeiten hat. Indem nur jeder Astronom 
nach seinem individuellen Ermessen die Klassen feststellt, 
kann es nicht fehlen, dass verschiedene Beobachter auch 
die Grössen, besonders der schwächeren Sterne, verschieden 
schätzen. Bei den mit blossem Auge sichtbaren (den sechs 
ersten Klassen) findet grösstentheils noch eine Art conven- 
tioneller liebereinkunft statt, hei den teleskopischen hingegen, 
deren Zahl zu gross ist, als das irgend ein Katalog oder eine 
Karte sie fassen könnte, ist eine solche unzureichend. So 
bezeichnet Herschel II. als 18 te bis 20ste Grösse, was Struve 
als 12 te bis j3te setzt. 
Man zählt 18 Sterne der ersten Grösse, 55 der zweiten, 
197 der dritten u. s. w., überhaupt in jeder folgenden Klasse 
3—3 3 / 2 mal so viel, als in der nächst vorhergehenden. Etwa 
5000 Sterne des ganzen Himmels mögen dem blossen Auge 
unter günstigen Umständen sichtbar sein. Denn dass Ein 
zelne auch noch einen oder den anderen auf die 7te Grösse 
geschätzten Stern erblickt haben, muss einer besonderen 
Virtuosität des Auges zugeschrieben werden, eben so wie das 
Sehen der Sterne am Tage. Dagegen geht die Zahl derer, 
die das hinreichend bewaffnete Auge wahrnehmen kann, weit 
über eine Million. 
Auch Zwischenklassen hat man eingeführt, doch 
sagt man gewöhnlich nicht 2 1 / 2 te 4 1 /, te u. s. w., sondern man 
bezeichnet ersteres durch (2.3), letzteres durch (4.5). Bei 
Struve kommen auch Zehntel der Differenzen vor, z. B. 7 m ,8; 
5 m ,3 u. s. w., so dass zehn Abstufungen zwischen je zweien 
um eine ganze Einheit verschiedenen Grössenklassen ge 
dacht werden müssen. Indess sind dies nicht einzelne 
Schätzungen, denn diese können nicht wohl weiter als auf 
Halbe gehen, sondern arithmetische Mittel aus mehreren, zu 
verschiedenen Zeiten gemachten, Schätzungen eines und des 
selben Sternes, 
In neueren Zeiten hat Steinlieü, dem die Naturwissen 
schaften so viele schöne Entdeckungen verdanken, auch ein 
Photometer (Lichtmesser) angegeben, durch welches die 
Lichtmengen, die von einem Fixstern zur Erde gelangen, 
direct gemessen werden können, und Seidel hat mit diesem 
Instrumente im lahre 1846 eine Keihe von Messungen ver 
öffentlicht, durch welche die in unseren nördlichen Breiten
	        
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