Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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nur in Beziehung auf zwei Künste redet, ist übrigens eine weitere unbe- 
gründete Verengung des Styl - Begriffs. Wenn dagegen wir diesen 
Begriff hier in einey neuen Bedeutung aufführen, so kann diese zunächst 
Feine andre sein, als: die jeder Kunst zukommende Behandlungsweise 
des Materials als eine durch ihre nothwendigen Bedingungen festgestellte 
gewohnheitsmäßige Uebung; eine Bedeutung, die von ver Intensität der 
früheren vorerst ganz wieder absieht und darin auch yon Rumohrs 
Begriffsbestimmung noch verschieden ist, denn diese nimmt das Wort Styl 
allerdings in dem intensiven Sinn, worin der Ausdru> ein Lob des 
Künstlers enthält (wiewohl sie das Lobenswerthe zu äußerlich deutet, zu 
sehr bloß negativ auffaßt)z Styl bedeutet uns jebt zunächst ohne alle 
Emphase das Verfahren einer einzelnen Kunst und eines einzelnen Zweigs 
derselben: Architefturstyl (Pallaststyl , Kirc<henstyl) , Styl der Bildhauerei 
(Genre - Styl, heroischer Styl u. s, w.), Styl der Malerei (historischer 
Styl, Genre - Styl, Landschaftstyl) , Musik - Styl (Kirc<hensiyl , Styl des 
Oratoriums, Kammerstyl u, s. w.), Styl der Poesie (epischer, lyrischer, 
dramatischer). Wie wir nun oben , als wir vom Innern ausgiengen, 
das sich Fügen unter die technischen Bedingungen miteinverstanden ; so 
ist jezt, da wir bei dem Aeußern stehen, vorausgesett, daß der Einzelne 
sim seinen Bedingungen aus innerem Wollen füge. Es liegt darauf, 
weil es eben vorausgesegt ist, zunächst kein Accentz allein man sieht leicht, 
daß ein solcher alsbald eintreten muß, denn offenbar redet man von dem 
Styl einer Kunst oder eines Kunstzweigs, statt einfach : Baukunst, Kirc<hen- 
baufunst u. f. w. zu sagen , namentlich dann, wenn durch einen Contrast 
ein Sc<laglicht auf die aus der geistigen Auffassung fließenden technischen 
Bedingungen fällt, und dieß geschieht vor Allem, wenn die Auffassungs- 
und Berfahrensweise der einen Kunst auf die andere oder des einen 
Kunstzweigs auf den andern übergetragen wird. Durch den Schlußsatz 
von 5. 404 ist auf diese Uebertragung vorbereitet, Nun erhält der Begriff 
wieder eine Emphase, enthält Lob oder Tadel, Wann das Eine oder 
Andere begründet sei, ist in abstracto nicht auszumachen , dieß gehört in 
die spezielle Kunstlehre. Nur einige Beispiele: wie die Aegyptier die 
Bildhauerei architektonisch behandeln , ist dieß ein tiefer Mangel, dagegen 
gibt es in mehrfachem Sinn eine ganz edle und freie architektonische 
Behandlung der menschlichen und thierischen Gestalt, nicht blos in Karya- 
tiden und heraldischen Thieren, sondern auch bei höherer Aufgabe. Bernini 
hat die Plastik malerisch behandelt im Sinn der übelsten Effecthascherei, 
das Mittelalter hat dieß in anderem und historisch berechtigtem Sinne 
gethan. In der Malerei kann architeftonischer Styl in berechtigter oder 
unberechtigter Weise si< geltend machen, ebenso plastischer Styl. Umge- 
kehrt kann die Architeftur in plastischem oder malerishem Styl bebandelt
	        
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