Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Zehnter Abschnitt. 
Struve und mit dem an das Heliometer angebrachten Messungs 
apparat Bessel an den Doppelsternen (s. den folgenden 
Abschnitt) Resultate erlangt, deren Genauigkeit sogar Zehntel 
sekunden noch als reelle Werthe erscheinen liess. Dies machte 
neue Erwartungen rege. Im eigentlichen Sinne unendlich 
weit konnten doch die Fixsterne nimmermehr stehen, und an 
der Richtigkeit des Copernicanischen Systems hatte schon seit 
mehr als einem Jahrhundert Niemand mehr gezweifelt, der 
mit der Astronomie nur einigermassen vertraut war. Und 
jetzt zum erstenmale sollte diese Hoffnung nicht eitel sein. 
Fast gleichzeitig (1836) wurden auf drei verschiedenen Punkten 
und nach drei verschiedenen Beobachtungsmethoden die reellen 
Parallaxen dreier Sterne gefunden und, durch die weiter fort 
gesetzten Beobachtungen, innerhalb so enger Grenzen fixirt, 
dass das Problem als gelöst angesehen werden muss. Die 
Strenge der theoretischen Untersuchung lässt keinem Zweifel 
Raum, dass das, was man gefunden, irgend etwas Anderes als 
die Parallaxe sein könne. Betrachten wir diese wichtigen 
Arbeiten etwas näher. 
Bessel hatte mit dem grossen Königsberger Heliometer 
den schon mehr erwähnten Stern 61 Oygni mit zwei sehr 
schwachen benachbarten verglichen und in 402 Beobachtun 
gen ihren Abstand und gegenseitigen Richtungswinkel be 
stimmt. Das Resultat für die Parallaxe ergab sich aus allen 
Vergleichungen im Mittel 0",3483, was auf einen Abstand von 
592200 Erdweiten (ll 1 ^ Billionen Meilen) und eine Zeit 
des Lichts (§. 223) von 9 Jahren 3 Monaten führt. 
Ein halbes Jahr etwa kann als Unsicherheit dieses Resul 
tats bezeichnet werden. Peters erhielt später am Pulkowaer 
Verticalkreise ganz dasselbe Resultat. Eine spätere wiederholte 
Berechnung der Bessel'sehen Beobachtungen ergab 0",360.*) 
Struve prüfte mit dem Filarmikrometer des Dorpater Refrak 
tors den Stern « Lyrae und verglich ihn, gleichfalls durch 
Distanzen und Richtungswinkel, mit einem kleinen, ihm sehr 
nahe stehenden Sterne, der, da er die Eigenbewegung 
des grösseren Sterns nicht theilt, mit ihm nicht physisch 
zu einem Binarsystem verbunden sein kann (in welchem 
Falle natürlich beide die gleiche Parallaxe haben müssen 
und kein Unterschied derselben gefunden werden kann). 
Seine erste 1836 angestellte Beobachtungsreihe gab ihm 
0 // ,125; die spätere Fortsetzung derselben, wenn Alles zu 
*) Die Parallaxe ist nichts desto weniger nach der Bestimmung von 
0. Struve am Pulkowaer Refractor und einer neuen Bestimmung von 
Anwers am Königsberger Heliometer erheblich grösser und zwar 0,"51. 
Siehe Anhang.
	        
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