Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Zehnter Abschnitt. 
§. 237. 
Wir haben im Bisherigen die verschiedenartigen Phäno 
mene, welche man Veränderungen an den Fixsternen selbst 
zuzuschreiben genöthigt ist, betrachtet; es fragt sich nun, ob 
und welche Ursachen dieser Veränderungen sich angeben 
lassen. Was die periodisch veränderlichen Sterne betrifft, so 
bieten sich zwei Erklärungen dar, für welche unser Sonnen 
system Analogien an die Hand giebt: eine Rotationsbewe 
gung und die Umdrehung eines dunkelen (planetarischen) 
Körpers um den helleren. Im ersten Falle muss man sich 
vorstellen, dass der Fixstern nur mit einer Seite, vielleicht nur 
um einen Punkt seiner Oberfläche herum, stark leuchtete, während 
die übrigen Theile einen schwachen, oder bei völlig verschwin 
denden Sternen vielleicht auch gar keinen Glanz haben. Wo 
die Veränderlichkeit nur gering ist, kann man auch annehmen, 
dass die eine Seite hlos mit zahlreicheren Flecken besetzt ist 
als die andere. Sind diese Flecken gleich denen unserer Sonne, 
in sich selbst veränderlich, so kommt nur eine schwankende 
oder auch gar keine bestimmte Periode der Veränderlichkeit 
heraus, und das Maximum oder Minimum ist nicht jedesmal 
dasselbe: eine genau innegehaltene Periode deutet hingegen 
auf constante Flecke. — Bei der zweiten Erklärung muss 
man annehmen, dass der umlaufende Körper sich in eine Ebene 
bewege, welche ganz oder nahezu durch das Sonnensystem 
geht, und dass seine Grösse, mit der des Hauptkörpers ver 
glichen, beträchtlich sei. Dem Gesetze der Schwere wäre es 
sogar nicht entgegen, wenn das Volumen des umlaufenden 
Körpers grösser als das des centralen wäre, da ja seine Masse 
dennoch kleiner sein könnte, oder auch, wenn der selbst 
leuchtende Körper um einen grösseren dunkelen liefe. Es 
wäre dies nichts weiter als die vierte mögliche Combina- 
tion zu den drei notorisch vorhandenen: dunkele Körper 
um dunkele, dunkele um leuchtende, leuchtende um leuch 
tende.*) — Eine dritte Erklärung setzt eine platte, linsen 
*) Was ich hier 1841 nur als eine auf allgemeine Voraussetzungen 
sich gründende Yermuthung aussprach, scheint sich durch die Unter 
suchungen Bessel’s über die eigene Bewegung des Procyon und Sirius 
praktisch bestätigen zu wollen. Er findet, dass die Annahme einer gleich 
förmigen und der Zeit proportionalen eigenen Bewegung bei diesen beiden 
Sternen unstatthaft sei, und zeigt, dass dies nicht wohl eine andere 
Erklärung zulasse, als die Annahme grosser uns unsichtbarer 
Massen, welche in der Nähe dieser Sterne stehen und um welche sie 
laufen. Vergl. den Abschnitt über Doppelsterne.
	        
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