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Zehnter Abschnitt.
Welche Ursachen aber auch immer den oben angeführten
Phänomenen zum Grunde liegen mögen: ihre Wirkung muss
jedenfalls eine gewaltige, ungewöhnlich grosse und ausgedehnte
sein. Wenn Körper, die trotz ihrer wahrscheinlich höchst an
sehnlichen Massen und Durchmesser unseren stärksten Yer-
grösserungen sich stets nur als Punkte zeigen, ihren Glanz
dergestalt verändern, wie Mira Ceti oder y Hydrae, so sieht
man leicht, dass nur die ungeheuerste Umwälzung solche
Wechsel hervorzuhringen vermag. Es können diese uns unbe
kannten Ursachen hei vielen, ja den meisten Sternen vorhanden
und wirksam, aber uns verborgen sein: nur hei den wenigen,
wo sie in ganz ausgezeichneter Stärke, in den schroffsten Ge
gensätzen auftreten, ahnt der Erdbewohner ihr Dasein. Unsere
Sonne würde etwas der Art für grosse Fernen erst dann wahr
nehmen lassen, wenn etwa eine ihrer Seiten mit 15—20 mal
so viel Flecken, als sie bei der grössten Frequenz zu zeigen
pflegt, versehen, die andere aber fleckenfrei wäre. — Die
Land- und Wasserhalhkugel der Erde mag für enfernte Be
schauer etwas Aehnliches darbieten.
Noch könnte man geneigt sein, die an Castor, a Hydrae
und anderen oben angeführten Sternen vermutheten sehr lang
samen Veränderungen einer wachsenden oder abnehmenden
Distanz von unserer Sonne, in Folge eigener. Bewegungen,
zuzuschreiben. Allein eine nähere Prüfung zeigt uns, dass
selbst die stärksten bekannten eigenen Fixsternhewegungen erst
nach Jahrtausenden einen oder einige Grade betragen*), und
es ist daher nicht anzunehmen, dass die genannten Sterne eine
uns unbekannte Bewegung (es könnte nur eine solche
sein, die ganz in die Richtung unserer Gesichtslinie fiele)
haben sollten, welche so bedeutende Stellungsveränderungen
bewirkte. Erst nach einer sehr grossen Zahl von Jahrtausen
den könnte Etwas der Art sich zeigen, selbst wenn man sich
die günstigsten der hier möglichen oder wahrscheinlichen Fälle
denkt. Die Fixsternwelt im Allgemeinen ist kein Schauplatz
*) Ein Stern 7ter Grösse im grossen Bären, der unter allen die
stärkste eigene Bewegung hat, rückt gegenwärtig in 500 Jahren einen
Grad des grössten Kreises am Himmel fort. Nach 2000 Jahren werden
etwa 20 Fixsterne ihren Ort am Himmel 1° oder darüber verändert haben,
alle übrigen weniger und grösstentheils viel weniger. Wenn ein Stern
verhältnissmässig eben so rasch, wie der erwähnte teleskopische sich be
wegt, auf unsere Sonne direkt zurückte, so würde er 14000 Jahre
brauchen, um seine Entfernung von der Sonne auf die Hälfte herabzu
bringen. Dadurch würde er etwa um 1 oder H/g Grössen zunehmen.