Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Elfter Abschnitt. 
Die Aufmerksamkeit der Astronomen ist bis jetzt — und 
zwar aus nabe liegenden Gründen — unter allen Objecten 
der Beobachtung diesem am wenigsten zugewandt gewesen, 
dennoch ist das, was wir darüber wissen hinreichend, um 
uns einen Blick in das Universum zu eröffnen, der alle Vor 
stellungen von der Grösse desselben , welche die bisherigen 
Betrachtungen uns gewährt hatten, weit hinter sich zurück 
lässt. Doch es handelt sich zuförderst um die Thatsachen der 
Beobachtung. 
Das Fernrohr zeigt uns Stellen, welche mit einem dem 
Schimmer der Milchstrasse ähnlichen Glanz die Dunkelheit 
des Himmelsgrundes unterbrechen und die man mit dem Namen 
Nebel fl ecke bezeichnet hat. Sie kommen in allen Grössen 
und Formen vor, von mehreren Graden bis zu wenigen Sekun 
den, von der runden (zuweilen scharf kreisrunden) oder ellip 
tischen Gestalt bis zur gänzlichen Eegellosigkeit und Unförmig 
keit. Es zeigt uns ferner, dass in diesem Nebel, und oft 
grade in der Mitte, kleinere und grössere Sterne stehen; oder 
doch, dass irgend ein Theil des Nebels kernartig verdichtet 
ist. Oft gelingt es stärkern Fernglässern, das, was in schwächern 
als Lichtnebel erschien, gleich der Milchstrasse ganz oder zum 
Theil in Sterne aufzulösen, so dass man einen dichten Stern 
haufen wahrnimmt. Bei andern Nebelflecken gelingt zwar diese 
Auflösung nicht in dem Grade, dass man im Stande wäre, 
Sterne einzeln zu unterscheiden, doch aber so, dass man sich 
überzeugen kann, das Ganze bestehe aus sehr vielen Sternen, 
ähnlich wie man in einem Haufen Sand oder Getreide in einer 
gewissen Entfernung nicht mehr die einzelnen Körper erkennen, 
gleichwohl aber noch hinreichend deutlich sehen kann, dass er 
aus solchen Körnern bestehe. Aber eine sehr grosse Anzahl 
von Nebelflecken bleiben noch übrig, bei denen nicht die ge 
ringste Annäherung zu einer Auflösung wahrgenommen werden 
kann. Darunter gehört z. B. der grosse in der Andromeda, 
der unter allen zuerst (1612 von Simon Marius) entdeckte, 
bei dem bis jetzt noch kein Fernrohr etwas anderes gezeigt 
hat, als einen gegen die Mitte kernartig verdichteten, ovalen 
Nebelfleck. Zwar hat Lamont im Kerne hellere und dunklere 
Theile unterschieden, aber nicht deutlich genug, um sie dar 
zustellen. 
Die gänzlich aufgelösten Nebelflecke führen nun den Na 
men Sternhaufen, und unter ihnen finden sich einige, in denen 
wir über 10000 Sterne wahrnehmen und unterscheiden können. 
Wiewohl sie an Helligkeit sehr verschieden sind, so gehört 
doch der Fall zu den seltnem, dass ein einzelner Stern vor 
allen andern bedeutend und gleichsam als Centralstern hervor-
	        
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