Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die Doppelsterne. 
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da die Beobachtungen, durch welche bei optischen Doppel 
sternen möglicherweise die Parallaxe erhalten werden kann, 
nicht verschieden sind von denen, wodurch man bei phy 
sischen die Bahn erhält, so kann der beobachtende Astro 
nom nicht im Zweifel sein, was er zu thun habe. Beobach 
tet man — wie Struve und Bessel stets gethan haben — Po 
sitionswinkel und Distanz gleichzeitig, und nicht etwa getrennt 
an verschiedenen Tagen, so fällt auch jede Rücksicht auf die 
Wahl des Zeitpunktes weg, wo die etwaigen parallactischen 
Differenzen ihr Maximum erreichen. Stets wird nämlich die 
parallactische Veränderung der Distanz dem Sinus, die Po 
sition dem Cosinus eines gewissen Winkels, der für beide 
Coordinaten derselben ist, proportional sein, mithin die Diffe 
renzen wechselweise für die Distanzen im Maximum stehen, 
wenn sie für den Positionswinkel gleich Null sind, und um 
gekehrt. 
§. 262. 
Man kann übrigens noch manche andere Wege der Be 
trachtung einschlagen, die sich sämmtlich in dem gleichen Re 
sultat vereinigen. So finden sich z. B. unter den helleren 
Sternen mehr Doppelsterne als unter den schwächern. 
Unter 100 Sternen fand Struve : 
bei 1. bis 3. Grösse 18 Doppelsterne 
bei 4. bis 5- - 13 
bei 6. bis 7.-8 
während bei noch schwächern, bis zur 9. Grösse die Anzahl 
nur auf 3—4 für jedes Hundert steigt. Bei blos optischen 
Doppelsternen wäre gar kein Grund dieses Unterschiedes 
aufzufinden, bei physischen erklärt er sich sehr leicht und 
natürlich. 
Ferner ist der Unterschied des Glanzes bei den beiden 
ein Doppelsternpaar bildenden Sternen weit geringer als nach 
Verhältnis der Verschiedenheit der Sterngrössen im Allge 
meinen erwartet werden müsste, und dieser Unterschied ist 
desto geringer, je kleiner der scheinbare Abstand der beiden 
Sterne gefunden wird. Bei Zugrundelegung der von Struve 
angegebenen Grössen der Haupt- und Nebensterne, so wie ihrer 
Distanzen, finde ich nämlich, wenn 3 verschiedene Abthei 
lungen gemacht werden, welche, nach den Hauptsternen geord 
net, in der ersten die Sterne bis 5,9 Helligkeit, in der 
zweiten die bis 8,2, in der dritten die unter 8,2 ent 
halten, folgende Resultate ergeben: 
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