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Zwölfter Abschnitt.
Was meine eigene Untersuchung über Procyon’s veränder
liche Eigenhewegung betrifft, so ist sie noch unvollendet und
kann erst dann mit Aussicht auf reellen Erfolg zu Ende ge
führt werden, wenn ein vollständigeres Beobachtungsmaterial
als jetzt vorliegt. Was ich durch meine vorläufige Mittheilung
bezweckte, ist oben dargethan. — Die Veränderlichkeit der
Eigenhewegung Procyons war von Bessel nur in Declination zu
zeigen versucht worden. Ich führte diese Untersuchung bis
auf die neuere Zeit fort, und dehnte sie auch auf die früher
nicht in Betracht gezogenen Rectascensionen des Procyon aus.
In beiden Coordinaten zeigt sich eine Veränderlichkeit, die auf
eine Bahn von 50—60 Jahren bei einem, Halbmesser von 2 1 j 2 "
führt. Ein Mehreres aber kann gegenwärtig noch nicht ge
folgert werden, weshalb diese Erwähnung hier genügen möge.
Neuerdings hat Amcers einen Versuch gemacht, die Bewegung
des Procyon um den Schwerpunkt seiner Bahn in der Kreis
hypothese zu berechnen, die eine genügende Uebereinstimmung
mit den Beobachtungen und eine Umlaufszeit von nahe einem
halben Jahrhundert giebt. — Bei Sirius scheint es, als sei die
bisher unsichtbare Masse gesehen worden. Ein sehr schwacher
Stern steht neben Sirius in einer Stellung, die der Peters’sehen
Berechnung entspricht.
Bis jetzt hat noch keiner derjenigen Astronomen, welche
Bessel’s Hyothese nicht für begründet erachteten, über diese
fortgesetzten Arbeiten sich vernehmen lassen. Allerdings stehen
wir hier auf einem gänzlich neuen Eelde, denn eine Astronomie
.des Unsichtbaren gab es vor Bessel und Leverrier, ja vor
16 Jahren überhaupt noch nicht, und noch kann Niemand wissen,
wie weit sie uns führen und zu welchen Ergebnissen wir ge
langen werden über Objecte, von denen das Fernrohr uns keine
direkte Kunde geben kann. Die von Bessel hervorgehobenen
Thatsachen und ihre Erklärung stehen mit der allgemeinen
Theorie nicht im Widerspruch, sind vielmehr ganz auf sie
basirt, allein gleichwohl ist die Ansicht, dass helle Körper
Satelliten von dunkeln Körpern sein sollen, eine so durchaus
neue und den bisher bekannten Analogien heterogene, dass
es kein Wunder nehmen kann, wenn es Manchem schwer wird,
sich daran zu gewöhnen. Was mich betrifft, so scheint mir,
insbesondere beim gegenwärtigen Stande der Sache, nicht der
geringste Zweifel mehr zu bestehen, dass Bessel vollkommen
Recht hat, und dass wir in der That dem späten Lebensabend
des unsterblichen Mannes, den Jahren, wo er bereits unrettbar
dem Siechbett, dass er nicht mehr verlassen sollte, anheim
gefallen war, die grösste und folgenreichste aller seiner Ent
deckungen verdanken.