Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Chronologie. 
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diese Punkte (die in einer gegen den Stab hin convexen 
Curve liegen werden) und fahre Nachmittags damit fort, wenn 
der Schatten sich wieder verlängert und nach und nach die 
Kreise wieder erreicht, durch welche er sich früher zurück 
zog. Verbindet man hierauf die dem gleichen Kreise gehö 
renden Punkte durch eine gerade Linie, so wird die Normale, 
welche man vom Fusspunkte des Stabes auf diese Linie zieht, 
die Richtung des Meridians bezeichnen. Da man an mehreren 
Kreisen beobachtet hat, so wird man — wegen der unver 
meidlichen Beobachtungsfehler — auch mehrere Richtungs 
linien erhalten, die indess nahe übereinstimmen werden, wenn 
kein Versehen vorgegangen ist, und aus denen man die mittlere 
Richtung nimmt. 
Dies Verfahren setzt voraus, dass die Declination der 
Sonne sich in der Zwischenzeit nicht verändere, was annähernd 
wahr ist, wenn die Sonne dem Sommer- oder Wintersolstitium 
nahe steht. Man wählt also am besten den Tag des Solsti- 
tiums selbst. Da ferner die Schatten der Sonne nicht scharf 
begrenzt sind, wenn der Stab lang ist, und die Richtungen zu 
unsicher werden, wenn er selbst und folglich auch die gefällten 
Normalen nur kurz sind, so ist es besser, an das obere Ende 
des Stabes eine dünne metallne Platte mit einer kleinen runden 
Oeffnung anzubringen, und nicht den Endpunkt des Schattens, 
sondern das durch diese Oeffnung fallende Sonnenbild zu be 
obachten und an den Peripherien der Kreise die Punkte zu 
bemerken, wo der Mittelpunkt dieses Sonnenbildes sie be 
rührt hat. 
Ist auf diese Weise die Richtung NS bestimmt, so wird 
man leicht durch fortgesetzte Halbirung der Bögen die Punkte 
O, W, NO, NW, u. s. w. bestimmen können. 
Die genaueren, in der Astronomie gebräuchlichen Methoden, 
den Meridian zu finden, setzen schon den Gebrauch einer 
Uhr voraus, auf deren gleichförmigen Gang wenigstens inner 
halb einiger Stunden man sich verlassen kann, oder sie sind 
doch sehr künstlich und erfordern mehr als einen gleichzei 
tigen Beobachter, — Uebrigens kann man bei gehöriger Sorg 
falt auf dem oben angedeuteten Wege schon zu einer Mittags 
linie gelangen, die hinreichende Genauigkeit besitzt, um z. B. 
ein Gebäude nach den Himmelsgegenden zu orientiren, eine 
Sonnenuhr einzurichten u. dgl. mehr. 
§. 280. 
Diese Sonnenuhren waren entschieden die ältesten Uhren, 
die den Menschen von der Natur selbst an die Hand gegeben 
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