Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

596 
Dreizehnter Abschnitt. 
wurden. Der Mensch durfte nur den Schatten eines Baumes, 
einer Bergspitze, ja selbst nur seinen eigenen mit einiger Auf 
merksamkeit betrachten, um die Zeit so genau zu bestimmen 
als seine einfache und kunstlose Lebensweise es erforderte. 
Die künstlichen Sonnenuhren sind Nachahmungen dieser 
natürlichen. Man lässt den Schatten einer gradlinigen 
Kante auf eine ebene Fläche fallen, und die verschiedenen 
Arten der Sonnenuhren unterscheiden sich nur durch die Winkel, 
welche diese Ebenen und Kanten mit der Ebene des Aequa- 
tors oder der des Horizonts machen. 
Die einfachste (nicht unbedingt leichteste) Einrichtung 
einer Sonnenuhr ist gegeben, wenn man die Ebene dem Aequator 
und die schattenwerfende Kante der Erdaxe parallel macht. 
Da in diesem Falle die Tageskreise der Sonne der Ebene 
parallel sind und die schattenwerfende Kante dem Pole, also 
demjenigen Punkte des Himmels, um welchen herum gleichen 
Bögen gleiche Zeitabschnitte zugehören, entspricht: so hat man 
nur den Umfang dieser Ebene durch gleiche Winkel vom Mittel 
punkt aus in so viele gleiche Theile zu theilen, als man zur 
bequemen Erkennung der Zeit machen will. Derjenige Theilungs- 
punkt, welcher der Stunde 12 entsprechen soll, muss mit dem 
jenigen Meridian, der durch den Anfangspunkt desselben geht, 
in einer vertikalen Ebene liegen, was sich durch ein Loth 
oder auf andere Weise leicht bewerkstelligen lässt. 
Wird eine solche Uhr unter den Polen der Erde er 
richtet, so liegt die Ebene horizontal und die Schatten- 
kante senkrecht auf dem Horizont, Unter dem Aequator 
muss die Ebene vertikal von 0. nach W. stehen und die 
Schattenkante horizontal gerichtet sein, auch muss sie hier 
auf beiden Seiten der Ebene errichtet werden, um die Sonnen 
uhr in allen Jahreszeiten brauchbar zu machen. Während des 
Sommers der Nordhalbkugel ist sodann die Nordseite, während 
des Winters die Südseite diejenige, auf welcher sich die Schatten 
projiciren, während die entgegengesetzte dann ganz im Dunkel 
liegt. 
Zwischen Aequator und Pol (auf der schiefen Kugel) 
unter der Breite cp wird dagegen die Ebene mit dem Horizont 
des Orts den Winkel 90° — cp, und die Kante den Winkel cp 
bilden; übrigens wird man, wie unter dem Aequator, beide 
Seiten der Fläche für Beschattung einrichten müssen, wenn 
die Uhr in allen Jahreszeiten brauchbar sein soll. Im Winter 
wird sodann die untere, im Sommer die obere Fläche die 
Stunden angeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.