604
Dreizehnter Abschnitt.
Von grosser Wichtigkeit war demnach die Erfindung der
Räderuhren, die im Anfänge des 11. Jahrhunderts in
Italien gemacht wurde. Man nennt einen Mönch in Bologna,
Pacificus, als den ersten Erfinder, indess steht dies keines
wegs fest. Auch hlieben sie Jahrhunderte hindurch sehr
unvollkommen, und man findet nicht, dass die Astronomen
davon irgend einen Gebrauch machten, wo es sich um genaue
Zeitbestimmungen handelte; vielmehr entnahmen sie bei jeder
einzelnen Beobachtung die Zeitbestimmung unmittelbar vom
Himmel, so beschwerlich dies auch war. Die Erfindung der
Taschenuhren, im J. 1500 zu Nürnberg gemacht, war
für die Sternkunde von geringer Wichtigkeit , von desto grösse
rer dagegen die des U h r p e n d e 1 s, welche wir Huyghens
verdanken. Von jetzt an war die Möglichkeit, eine Uhr zu
genauen astronomischen Bestimmungen zu benutzen, in Aus
sicht gestellt, und die bedeutenden Preise, welche besonders
in England zu Anfang des 18. Jahrhunderts ausgesetzt
wurden, veranlassten die Künstler, auf Mittel zu sinnen,
um auch denjenigen Uhren, welchen man keinen festen
Standort gehen konnte, also namentlich den Schiffsuhren, die
Vollkommenheit und Genauigkeit zu verschaffen, welche die
Pendeluhren erreicht hatten. Nunmehr konnte auch für das
bürgerliche Leben die wahre Zeit mit der mittleren ver
tauscht werden, welche letztere die eigentlich wahre, d. h.
gleichförmige Zeit ist, und die Gnomone kamen ausser Ge
braucht. — Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts waren es
fast allein die englischen Künstler, Harrison (der 10000 Pfund
Sterling als die Hälfte des ausgesetzten Preises erhielt),
Mudge, Emery, Arnold u, A., die sich mit Erfolg auf die
Verfertigung der Chronometer und Time-Keepers (wie ins
besondere die Schiffsuhren genannt wurden) beschäftigten.
Später kamen auch französiche (wie Breguet) und deutsche
Künstler (wie Kessels und Tiede) hinzu, so dass Pendeluhren,
wie man sie noch vor 50 Jahren zu den besten zählte, jetzt
von den Chronometern weit überflügelt sind, und das Pen
del nur dadurch noch einen Vorzug behaupten kann, dass
es dieselben Verbesserungen in sich aufgenommen hat, und
dass bei ihm eine vollständigere Ausgleichung des Einflusses
der Wärme, als hei den Chronometern, möglich ist; so dass
es in der That scheint, als sei gegenwärtig von Seiten der
Mechanik die höchstmögliche Grenze der Vollkommenheit
erreicht.
S- 286.
Alle gesitteten Völker der Erde theilen jetzt den mittleren