Chronologie.
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Sonnentag in 24 Stunden, und diese durch fortgesetzte
Division mit 60 in Minuten, Sekunden und etwa noch
Tertien, eine Uebereinkunft der Zeitmessung und Zeit-
eintheilung, wie sie auch den Baum- und andern Maassen zu
wünschen wäre. Eben so ist das Zusammenfassen von 7 Ta
gen in einen grösseren Zeitabschnitt, die Woche, seit den
allerältesten Zeiten in Gebrauch gekommen. In Frankreich
wurde während der Staatsumwälzung zu Ende des 18. Jahr
hunderts eine Decimal-Eintheilung des Tages, so wie ein Zu
sammenfassen von 10 Tagen zu einer Decade statt der Woche,
eingeführt, jedoch nur kurze Zeit beibehalten. Was dagegen
die grösseren Zeitabschnitte, Monat und Jahr, betrifft, so ist
eine solche Uebereinstimmung noch keineswegs allgemein er
reicht worden, so dass wir zwischen Mond- und Sonnen-
jahren, und bei diesen letztem zwischen altem und neuem
Kalender, unterscheiden müssen.
Den Anfangspunkt der (24) Stunden, welche den
Tag bilden, Hessen die alten Völker mit dem Einbrüche der
Nacht oder bestimmter mit dem Untergange der Sonne zusam
menfallen, die natürlichste Zählungsweise in Ermangelung von
Uhren (nur die Babylonier zählten vom Morgen an). Denn
Mittag und Mitternacht sind durch kein bestimmtes Moment
hervorgehoben, und den Aufgang der Sonne kann auch der
Fleissigste leicht verschlafen. So ward die Nacht zum folgenden
Tage gerechnet.*)
Als man die Ungenauigkeit, welche in dem bald früheren,
bald späteren Untergange der Sonne lag, zu fühlen begann
und eine grössere Gleichförmigkeit Bedürfniss ward, gewöhnte
man sich allmählich, den wirklichen Tag in bestimmtere
Theile zu theilen, den Anfang der Nacht, den man noch
durchwachte, als Abend zum vergangenen Tage zu zählen
und nur die letztere Hälfte derselben, die der Buhe gewid
met war, dem folgenden Tage zu lassen. Dies führte auf
die Mitternacht als Anfangspunkt des Tages, wie es
jetzt wohl allgemein eingeführt ist, wo man die Zeit durch
Uhren bestimmt. Nur in der Astronomie hat die Praxis des
Beobachters eine andere Zählungsweise veranlasst. Um näm
lich der Unbequemlichkeit, die Beobachtungen einer Nacht auf
zwei verschiedene Kalendertage vertheilen zu müssen, zu ent
gehen, zählt man den astronomischen Tag von Mittag an und
theilt ihn nicht, wie den bürgerlichen, in 2 mal 12, sondern
*) „Und es ward Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.“
den. 1, 4. (Nach der wörtlichen Uebersetzung des Hebräischen.)