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Dreizehnter Abschnitt.
lirung der Feste, Versammlungen u. dgl. war unter solchen Um
ständen nicht wohl möglich, und es mussten cyclische Bestim
mungen eintreten. Zuerst ward angeordnet, dass, wenn wegen
trüber Witterung die erste Mondsichel verfehlt ward, man stets
mit 30 Tagen aufhören und den 3lten zum ersten Tage des
neuen Monats machen solle. Später liess man nach bestimmten
Folgereihen volle Monate (zu 30) und hohle (zu 29) mit ein
ander abwechseln. Ein Paar solcher Monate (59 Tage) war um
U/s Stunden kürzer als zwei mittlere Mondperioden.
Um eine Uehereinstimmung mit dem Sonnenjahre zu er
halten, schaltete man Monate ein. Die von Geminus und Cen-
sorinus erwähnte Trieteris, wo ein Jahr um’s andere ein Monat
eingeschaltet ward, kann wegen ihres bedeutenden Fehlers nicht
lange bestanden haben. Man wählte deshalb eine achtjährige
Periode, und schaltete im zweiten, fünften und achten Jahre
jedesmal einen Monat ein. Der Fehler betrug in 8 Jahren
l 1 ^ Tag, musste sich also schon im Laufe eines Menschenal
ters auch hei der rohesten Beobachtung merklich machen.
Endlich (430 vor Chr.) kam man auf die 19 jährige Periode,
für den bürgerlichen Gebrauch gewiss die beste, wenn man
einmal die Mondmonate und Mondjahre festhalten will.
Da nämlich der synodische Umlauf des Mondes 29 Tage
12 St. 44' 2",8 beträgt, so kommen auf 12 dieser Perioden
354 Tage 8 St. 48' 33",6' mithin 10 Tage 21 St. 0' 11" zu
wenig im Vergleich zum Sonnenjahre. Nach Verlauf von 19 Jah
ren sind diese zu 206 T, 15 St. 3 / 29" angewachsen, welche sehr
nahe mit 7 Mondmonaten (206 T, 17 St. 8 / 20") Übereinkommen.
Dies führte darauf, innerhalb 19 Jahren 7 Monate einzuschalten,
so dass 12 derselben zu 12 Monaten und 7 zu 13 Monaten ge
rechnetwurden. Der Fehler betrug wie man sieht, nach 19 Jahren
etwa 2 Stunden, und also erst in etwa 2 Jahrhunderten einen Tag.
Meton führte zuerst diese Einschaltung ein, und alle Völker,
welche nach Mondjahren zählen, haben sie, wiewohl unter ver
schiedenen Formen, angenommen. Die 19jährige Periode em-
pahl sich noch ausserdem durch die nahe gleiche Wiederkehr
der Finsternisse, sowohl der Sonne als des Mondes. Da näm
lich nicht allein die Voll- und Neumonde beiläufig auf dieselben
Tage des Sonnenjahres wie vor 19 Jahren einfallen, sondern
auch der Umlauf der Mondsknoten nach 18 Jahren 228 Tagen,
also ohngefähr 19 Jahren, vollendet ist, so wird der Mond so
wohl in Länge als Breite alle 19 Jahre nahezu denselben Lauf
nehmen, folglich auch dieselben Finsternisse folgen lassen.
Die 7 Schaltjahre in diesem Cyclus waren das 3., 5., 8.,
11., 13., 16. und 19te. Nach leider’s Zusammenstellung hatte
Meton’s Kalender folgende Gestalt: