Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Chronologie. 
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musste, — Das Jahr der Juden war dem der Griechen sehr 
ähnlich. Es war und ist noch ein Mondjahr. Die Monate 
werden der Zahl nach unterschieden, doch scheinen sie auch 
Namen gehabt zu haben (die jetzigen jüdischen Monatsnamen 
sind erst nach dem babylonischen Exil entstanden). Im ersten 
Buch der Könige werden der Sio (2 ter), Ethanim, (7 ter) und 
Bul (Ster) genannt. Mit dem Neumonde (d. h. der ersten 
sichtbaren Mondsichel) begann der Monat. Ob und welche 
Einschaltungen in den altern Zeiten gemacht wurden, ist unbe 
kannt; die 50 jährige Jubelperiode konnte in keiner Weise 
dienen, das Mondjahr mit dem Sonnenjahre auszugleichen. Da 
jedoch die Eeste an bestimmte Tage geknüpft und zugleich an 
die Jahreszeiten gebunden waren, so muss man sich auf irgend 
eine Weise, wenn gleich unvollkommen, geholfen haben. 
Bestimmtere Nachrichten besitzen wir über die Zeit nach 
dem Exile. Die Monate blieben noch schwankend und der 
Anfang ward durch direkte Beobachtung bestimmt, und da diese 
theils nicht immer möglich war, theils in verschiedenen Pro 
vinzen verschieden ausfallen konnte, so wurden für solche Fälle 
besondere Yerordnungen gegeben. Die Hauptfeste wurden zwei 
Tage hindurch gefeiert, damit bei entstehender Verschiedenheit 
des Monatsanfanges wenigstens einer von beiden Tagen überall 
Festtag sei. — Die Tage wurden in Stunden getheilt, nicht 
aber die Nächte, diese zerfielen in 3, später in 4 Nachtwachen. 
Da man dem Tage, gleichviel ob kurz oder lang, 12 Stunden 
gab , so scheint es, das diese nicht in allen Jahreszeiten von 
gleicher Länge waren. 
Nach der Zerstörung Jerusalems endlich bildete sich die 
jetzige Zeitrechnung der Juden aus, die höchst verwickelt ist. 
Der Meton’sche 19jährige Cyclus liegt im Allgemeinen zu 
Grunde, allein eine Menge von besondern Ceremonial-Bestim- 
mungen kommen hinzu. So darf das Jahr nie an einem Sonn 
tag, Mittwoch oder Freitag anfangen und ein streng zu feiern 
der Festtag nie unmittelbar vor oder nach dem Sabbath. Es 
entstehen dadurch sechs verschiedene Jahreslängen, nämlich 
abgekürzte, ordentliche und überzählige Gemein 
jahre; und abgekürzte, ordentliche und überzählige 
Schaltjahre; von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen. 
Den Tag theilen die Juden, übereinstimmend mit uns, aber 
anfangend vom Abend, in 24 Stunden, die Stunde in 1080 
Chlakim, und den Chlak in 76 Regaim. 
Die mittlere Dauer des jüdischen Monats ist auf 29 Tage 
12 St. 793 Chlakim (29 T. 12 St, 44' 3 // ,33 . . .) festgesetzt; 
gegenwärtig 1 / 3 Sekunde mehr als der mittlere Mondsumlauf; 
aber genau gleich dem von Hipparch bestimmten, von dem er 
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