Chronologie.
611
musste, — Das Jahr der Juden war dem der Griechen sehr
ähnlich. Es war und ist noch ein Mondjahr. Die Monate
werden der Zahl nach unterschieden, doch scheinen sie auch
Namen gehabt zu haben (die jetzigen jüdischen Monatsnamen
sind erst nach dem babylonischen Exil entstanden). Im ersten
Buch der Könige werden der Sio (2 ter), Ethanim, (7 ter) und
Bul (Ster) genannt. Mit dem Neumonde (d. h. der ersten
sichtbaren Mondsichel) begann der Monat. Ob und welche
Einschaltungen in den altern Zeiten gemacht wurden, ist unbe
kannt; die 50 jährige Jubelperiode konnte in keiner Weise
dienen, das Mondjahr mit dem Sonnenjahre auszugleichen. Da
jedoch die Eeste an bestimmte Tage geknüpft und zugleich an
die Jahreszeiten gebunden waren, so muss man sich auf irgend
eine Weise, wenn gleich unvollkommen, geholfen haben.
Bestimmtere Nachrichten besitzen wir über die Zeit nach
dem Exile. Die Monate blieben noch schwankend und der
Anfang ward durch direkte Beobachtung bestimmt, und da diese
theils nicht immer möglich war, theils in verschiedenen Pro
vinzen verschieden ausfallen konnte, so wurden für solche Fälle
besondere Yerordnungen gegeben. Die Hauptfeste wurden zwei
Tage hindurch gefeiert, damit bei entstehender Verschiedenheit
des Monatsanfanges wenigstens einer von beiden Tagen überall
Festtag sei. — Die Tage wurden in Stunden getheilt, nicht
aber die Nächte, diese zerfielen in 3, später in 4 Nachtwachen.
Da man dem Tage, gleichviel ob kurz oder lang, 12 Stunden
gab , so scheint es, das diese nicht in allen Jahreszeiten von
gleicher Länge waren.
Nach der Zerstörung Jerusalems endlich bildete sich die
jetzige Zeitrechnung der Juden aus, die höchst verwickelt ist.
Der Meton’sche 19jährige Cyclus liegt im Allgemeinen zu
Grunde, allein eine Menge von besondern Ceremonial-Bestim-
mungen kommen hinzu. So darf das Jahr nie an einem Sonn
tag, Mittwoch oder Freitag anfangen und ein streng zu feiern
der Festtag nie unmittelbar vor oder nach dem Sabbath. Es
entstehen dadurch sechs verschiedene Jahreslängen, nämlich
abgekürzte, ordentliche und überzählige Gemein
jahre; und abgekürzte, ordentliche und überzählige
Schaltjahre; von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen.
Den Tag theilen die Juden, übereinstimmend mit uns, aber
anfangend vom Abend, in 24 Stunden, die Stunde in 1080
Chlakim, und den Chlak in 76 Regaim.
Die mittlere Dauer des jüdischen Monats ist auf 29 Tage
12 St. 793 Chlakim (29 T. 12 St, 44' 3 // ,33 . . .) festgesetzt;
gegenwärtig 1 / 3 Sekunde mehr als der mittlere Mondsumlauf;
aber genau gleich dem von Hipparch bestimmten, von dem er
39*