Geschichtlicher Ueberhlick.
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so mussten sie der Erdbahn an wirllchem Umfange gleich sein.
Dies hatte nun seine eigentümliche Schwierigkeit bei Venus
und Merkur, wo der Epicykel grösser als jdie Hauptbahn heraus
kam, was sich nicht wohl verständlich darstellen Hess. Dies
hatte schon früher Veranlassung gegeben, die beiden unteren
Planeten gleichsam als Sonnentrabanten zu betrachten und sie
nur mit der Sonne sich um die Erde bewegen zu lassen (das
sogenannte egyptische System).
Von den Kometen ist in diesem System, wie in der alexan-
drinischen Schule überhaupt, mit keinem Worte die Rede.
Offenbar sah man sie als etwas dem Sonnensystem Fremdartiges
an und hielt es nicht für nöthig, ihre Bewegung zu erklären.
Dieses System hat mindestens in so fern genützt, als nach
ihm in der That gerechnet worden ist, und man sich auch
so lange damit praktisch begnügen konnte, als rohe und nur
ohngefähr übereinstimende Angaben genügten. Aber schon
in den Beobachtungen der Araber, denen eines Alphorn X. und
mehr noch bei Wiedererwachen der Wissenschaften in Deutsch
land traten die grossen Mängel zu Tage, wie wir späterhin
sehen werden.
Ptolemäus schrieb auch über Geographie, Chronologie, Optik
und Musik; doch ist vieles davon für uns verloren gegangen.
Im 78. Jahre seines Alters beschloss er sein thatenreiches
Leben. Er ist der Letzte unter den grossen Astronomen des
Alterthums.
Wir stehen an einem der traurigsten Wendepunkte, der
Astronomie nicht allein, sondern der gesammten Geschichte
der Menschheit. East gleichzeitig war der letzte wahrhaft
grosse und edle Herrscher, der je auf dem römischen Throne
gesessen, und der letzte-gründliche Forscher, der im Alterthum
die Wissenschaft gefördert, in’s Grab gesunken und fortan
wird es von Jahrhundert zu Jahrhundert finsterer und hoffnungs
loser in der politischen wie in der Culturgeschichte. Das zweite
Halbjahrtausend der alexandrinischen Schule war nur ein
Schattenbild des ersten. Gleichwohl dürfen wir uns nicht er
lauben diese Periode mit Stillschweigen zu übergehen.
Plotinus von Lycopolis (geh. 205, gest. 270) schrieb Einiges
über Optik. — Der Bischof Achilles Tatius gab zu Anfang des
4. Jahrhunderts einen Commentar zu Aratus. — In Persien
führte Dschemshid um diese Zeit das Sonnenjahr ein, —-
Firmicus Maternus schrieb 8 Bücher Astronomicorum. Wir
sehen in diesen, im Ganzen wenig darbietenden Versuchen noch
Kachklänge der früheren grossen Zeiten, die noch nicht ganz
erloschen waren.
Bedeutender waren jedenfalls die Arbeiten Theon’s des