Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

liclie Berechnungen, die auch insbesondere den Kalender um 
fassten. — Alcuin, Karl’s Lehrer (geh. 735, gest. 804) war in 
der Astronomie nicht unerfahren. Um 912 schrieb Abbon de 
Fleury, später Lehrer Gerberf s, ein Buch de motibus stellarum. 
Gerbert, seit 970 Papst Sylvester II., versuchte einiges für 
Himmelskunde zu thun; er soll eine Kugel zu Beobachtungen 
des Polarsterns eingerichtet haben. Abbon ward 1004 von 
Bauern, die ihn für einen Zauberer hielten, erschlagen. — 
1114 —1190 lebte Gherardo v. Cremona, der einige Werke 
arabischer und griechischer Astronomen in’s Lateinische über 
trug, was später sein Sohn fortsetzte. Auch der Euclid ward 
von Abälard (um 1150) übersetzt. — 1223 —1284 lebte Al- 
phons X oder der Weise, König von Castilien, ein eifriger 
Freund der Himmelskunde, der grosse Summen aufwandte um 
genauere astronomische Tafeln durch alle Gelehrte, welche er 
dafür gewinnen konnte, Christen, Juden und Muhamedaner, 
bearbeiten zu lassen. Diese Tafeln hat die Madrider Akademie 
1865 in einer neuen und eleganten Ausgabe veröffentlicht. 
Seine Zweifel am ptolemäischen System wussten die Mönche 
als Gotteslästerung zu deuten; er ward angeklagt, verurtheilt 
und ahgesetzt; — er starb arm und verlassen zu Sevilla. 
Wenn eine mit Ehren getragene Krone, wenn der wohl 
erworbene Käme des Weisen nicht im Stande waren, den Forscher 
sicher zu stellen vor dem Hasse der Bewahrer der Finsterniss 
— was hatte da ein Privatmann zu erwarten? Roger Baco 
(geh. 1214 zu Ilchester in England), der eine Kalenderverbesse- 
rung vorschlug, ohne Gehör zu finden und mit grossem Erfolge 
optische Versuche anstellte (nur ist er sicher nicht Erfinder 
des Fernrohrs, wozu Einige ihn machen wollten), war selbst 
Mönch geworden, um sicher zu sein vor den Verfolgungen der 
Ordensbrüder; doch umsonst. Wegen seiner Arbeiten vor dem 
Generalkapitel angeklagt, ward er in ein enges Gefängniss ge 
worfen, aus welchem nur der Tod den 80jährigen Greis er 
löste. 
1230 schrieb Johannes de Sacrobosco sein über de sphaera, 
ein höchst dürftiges Compendium, das aber 59 Auflagen erlebte, 
deren letzte 1699 erschien. — Um 1300 beschäftigte 'sich Bo- 
natti in Bologna mit astronomischen Tafeln. — 
Im 14. Jahrhundert werden die Kamen derer, welche über 
Astronomie schrieben, etwas häufiger, allein wir begnügen uns 
mit der Bemerkung, dass sich unter ihnen keiner findet, dessen 
Arbeiten bedeutend für die Wissenschaft waren, oder der es 
verstanden hätte der Wissenschaft einen neuen Impuls zu ge 
ben , wobei er freilich, wie wir gesehen haben, auf den Dank 
der Mitwelt nicht rechnen durfte. Dies konnten nur diejenigen
	        
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