Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Vierzehnter Abschnitt. 
hoffen, welche eine hinreichende Dosis von Sterndeuterei in 
ihre Werke mit eimnischten. 
Aber schon gegen Ende des Jahrhunderts begannen die 
byzantinischen Griechen, flüchtend vor dem Schwerte der Os- 
manen, sich in Italien niederzulassen; im 15. Jahrhundert 
ward dies immer häufiger, besonders nach dem Falle von Kon- 
standinopel (1453 Mai, 29.}. 
Im byzantischen Reiche hatten sich manche Traditionen 
der früheren Zeit fortgepflanzt, auch die arabische Cultur war 
nicht ohne allen Einfluss auf Constantinopel und Athen ge 
blieben, und so ist es erklärlich, dass sich unter jenen Flücht 
lingen manche fanden, die den ihnen gewährten Schutz ver 
gelten konnten durch Mittheilung von Kenntnissen, die dem 
übrigen Europa abhanden gekommen waren. Italien, das ihrer 
Heimath zunächst gelegene Land, war auch das, wo ihre 
Wirksamkeit am frühesten sich entfaltete. 
Andererseits ward im 15. Jahrhundert dieBuchdruckerkunst 
erfunden, der die Xylographie vorangegangen war und gezeigt 
hatte, dass auch Schrift sich durch Holzschnitt vervielfältigen 
lasse. Walkender hatte bereits 30 Jahre vor Guttenberg einen 
ganzen Donat in Holztafeln geschnitzt und abgedruckt. Aber 
erst die beweglichen Lettern Guttenberg'§ und FusVs vermochten 
den Aufschwung zu bewirken, der einzig in der Weltgeschichte 
dasteht und der in keiner Zeit gelegener kommen konnte als 
gerade in dieser. 
Und endlich hatten, zunächst auf Veranstaltung des Infanten 
Enrico von Portugal, die grossen Seefahrten begonnen, an denen 
bald auch andere Uferstaaten Theil nahmen, Waren nun gleich 
für den grossen Haufen die erträumten goldenen Berge der 
alleinige Antrieb, der die Schrecken des gefürchteten Oceans 
zu überwiegen vermochte, so mussten doch die wenigen Ein 
sichtigen bald gewahren, dass die Gestirne des Himmels die 
einzigen untrüglichen Wegweiser darboten und dass nur ihre 
Beobachtung den Untergang abwenden könne, dem sie ausser 
dem fast unvermeidlich entgegen gingen. 
So vereinigte sich alles, um einerseits das Wiedererwachen 
der Wissenschaften zu ermöglichen, andererseits es zu einer 
unausweichlichen Xothwendigkeit zu machen. Und wenn wir 
später Veranlassung haben werden, der Verkennung, Verdäch 
tigung und Verfolgung zu gedenken, welche den Beförderern 
der Wissenschaft zu Theil ward, so muss bemerkt werden, dass 
die ersten Zeiten des neu erwachten Lebens davon frei blieben, 
dass namentlich auch die Kirche den Männern der Wissen 
schaft geneigt und hülfreich entgegenkam. 
Ueberhaupt war es eine Zeit, wo auf allen Gebieten mensch-
	        
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