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Vierzehnter Abschnitt.
nannte Cardinal Bessarion suchte Burbach für Italien und nament
lich Rom zu gewinnen. Dieser war dazu bereit, alles war zur
Reise vorbereitet, da endete ein plötzlicher Tod sein kurzes
aber thatenreiches Leben. Er starb im April 1461, nur
38 Jahre alt.
Jetzt übertrug Bessarion seine Gunst auf den 26 jährigen
Regiomontanus, und dieser ging nach Italien, wo er neben seinen
andern Arbeiten das Griechische eifrig studirte und alle Codices,
die er erlangen konnte, sammelte. Der Grundtext des Almagest
war es ganz besonders, der ihn beschäftigte, und bald bemerkte *
er, welche Fehler die lateinischen Handschriften entstellten.
Bald gelangte er dahin, für den besten Kenner des Griechischen
zu gelten, der damals zu finden war.
Der Tod seines Beschützers Bessarion, so wie Streitigkeiten
mit Georg von Trapezunt verleideten ihm den Aufenthalt in
Italien und er kehrte zurück. König Matthias von “Ungarn
trug ihm die Stelle eines Bibliothekar an; er ging dorthin,
doch kriegerische Unruhen Hessen ihn hier nicht lange weilen.
Nun wandte er sich (1471) nach Nürnberg, wo der angesehene
und begüterte Bernhard Walther ihn freudig empfing und auf
seinem Hause in der Rosengasse eine Sternwarte für ihn er
richten Hess, in welcher von beiden Männern auf’s fleissigste
beobachtet wurde. Jetzt erst kam zu Tage, wie fehlerhaft die
Ptolemäi’ sehen Tafeln waren, die man noch immer nicht aufge
ben wollte, sondern zu verbessern hoffte. In Anton Coburger’s
Druckerei zu Nürnberg erschienen nun die Schriften des Regio
montanus und seines Lehrers Purbach.
Vier Jahre hatte die schöne Verbindung gedauert, als der
Papst unsern Regiomontanus nach Rom berief, um durch ihn
die Kalenderverbesserung bewirken zu lassen; als Belohnung
bestimmte er für ihn im Voraus das Bisthum Regensburg. Er
reiste ab, aber kaum angekommen, erkrankte er an der Pest
und starb im 40. Lebensjahre. Nach andern Berichten soll er
von den Söhnen Georg’s von Trapezunt vergiftet worden sein.
So mussten zwei treffliche Männer, die Deutschland mit
Stolz die seinigen nennt, abtreten in der Blüthe der Jahre, und
unvollendet die grossen Arbeiten hinterlassen, zu denen sie
berufen waren.
Delambre, der das, was sich in Regiomontanus Schriften
Astrologisches findet, mit ganz besonderer Betonung hervorhebt,
während er sich in allem Uebrigen weit kürzer fasst, gelangt
zu dem Schlüsse, dass wenn Regiomontanus wirklich der grösste
deutsche Astronom seiner Zeit gewesen, dies nur den elenden
Zustand beweise, in dem sich die Himmelskunde damals in