Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

654 
Vierzehnter Abschnitt. 
in der Mitte. Als die Domherren von Frauenburg ihm das 
einfache Instrument, dessen Copernicus sich bedient hatte, 
zum Geschenk zusandten, war er vor Freude ausser sich, und 
das schöne Lobgedicht, was er bei dieser Gelegenheit auf 
Copernicus und sein System verfasste, ist das hegeisterste, was 
je über diesen Gegenstand geschrieben worden. 
Tycho's erste Entdeckung ist der berühmte Stern von 1572, 
den er, so lange er sichtbar blieb, aufmerksam verfolgte und 
dessen Ort er genau bestimmte. Von 1577 an datiren seine 
Kometen und Planetenbeobachtungen, insbesondere des Mars. 
Ein Catalog von 777 Fixsternen kam gleichfalls zu Stande. 
Da die Kometen ihm keine messbare Parallaxe zeigten, während 
doch eine solche von nur 2—3 Minuten in seinen genauen 
Beobachtungen sich hätte zeigen müssen, so schloss er, dass 
die Kometen viel weiter als der Mond von uns stehen müssten. 
Dies verwickelte ihn in die heftigsten Streitigkeiten; alle nur 
erdenklichen Gründe wurden hervorgesucht, Tychd 1 s Beobach 
tungen verdächtigt, ihm sein Lutherthum vorgeworfen, ja der 
erbitterte Chiaramonti schrieb seinen Anti-Tycho voll der un 
würdigsten Schmähungen gegen den Astronomen. Verwundert 
wird man fragen, woher dieses Alles ? Der Kometenwahn, den 
damals nicht der grosse Haufe allein, sondern die angesehensten 
und hochgestelltesten Männer wie ein religiöses Dogma fest 
hielten, so dass jeder Zweifel daran für verdammliche Ketzerei 
galt, drohte unterzugehen, sobald die Kometen unserm 
Luftkreise entrückt wurden. Und diejenigen, die bei jeder 
Erscheinung eines augenfälligen Kometen nichts Angelegent 
licheres zu fragen haben als was die Kometen bedeuten, sind 
ja selbst heute, in unserer aufgeklärten Zeit noch immer nicht 
gänzlich verschwunden. 
Natürlich behielt Tycho Recht; und nicht lange, so trat 
P. Sanchez als erster Kämpfer offen gegen die Kometomantie 
auf. Man muss den hohen Muth dieses Mannes bewundern, 
der damals so etwas, und zwar in Spanien wagte! 
Bald folgten Gassendi und andere namhafte Männer und 
so musste wohl das Schreckgespenst je länger desto mehr an 
Kraft verlieren. — Doch zurück zu Tycho. 
Seine Sternwarte ward nicht leer von Besuchern; selbst 
Könige und Fürsten kamen, um die weltberühmte Uranienburg 
und den gefeierten Tycho zu sehen. Zahlreiche Schüler hatten 
sich um ihn gesammelt und er hatte eine zweite und zwar 
unterirdische Warte, die Sternenburg, angelegt, um alle be 
schäftigen zu können und gleichzeitig den Störungen des Windes 
nicht ausgesetzt zu sein, — Da starb sein Freund und Be 
schützer, Friedrich III., und um den noch unmündigen König
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.