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Vierzehnter Abschnitt.
in der Mitte. Als die Domherren von Frauenburg ihm das
einfache Instrument, dessen Copernicus sich bedient hatte,
zum Geschenk zusandten, war er vor Freude ausser sich, und
das schöne Lobgedicht, was er bei dieser Gelegenheit auf
Copernicus und sein System verfasste, ist das hegeisterste, was
je über diesen Gegenstand geschrieben worden.
Tycho's erste Entdeckung ist der berühmte Stern von 1572,
den er, so lange er sichtbar blieb, aufmerksam verfolgte und
dessen Ort er genau bestimmte. Von 1577 an datiren seine
Kometen und Planetenbeobachtungen, insbesondere des Mars.
Ein Catalog von 777 Fixsternen kam gleichfalls zu Stande.
Da die Kometen ihm keine messbare Parallaxe zeigten, während
doch eine solche von nur 2—3 Minuten in seinen genauen
Beobachtungen sich hätte zeigen müssen, so schloss er, dass
die Kometen viel weiter als der Mond von uns stehen müssten.
Dies verwickelte ihn in die heftigsten Streitigkeiten; alle nur
erdenklichen Gründe wurden hervorgesucht, Tychd 1 s Beobach
tungen verdächtigt, ihm sein Lutherthum vorgeworfen, ja der
erbitterte Chiaramonti schrieb seinen Anti-Tycho voll der un
würdigsten Schmähungen gegen den Astronomen. Verwundert
wird man fragen, woher dieses Alles ? Der Kometenwahn, den
damals nicht der grosse Haufe allein, sondern die angesehensten
und hochgestelltesten Männer wie ein religiöses Dogma fest
hielten, so dass jeder Zweifel daran für verdammliche Ketzerei
galt, drohte unterzugehen, sobald die Kometen unserm
Luftkreise entrückt wurden. Und diejenigen, die bei jeder
Erscheinung eines augenfälligen Kometen nichts Angelegent
licheres zu fragen haben als was die Kometen bedeuten, sind
ja selbst heute, in unserer aufgeklärten Zeit noch immer nicht
gänzlich verschwunden.
Natürlich behielt Tycho Recht; und nicht lange, so trat
P. Sanchez als erster Kämpfer offen gegen die Kometomantie
auf. Man muss den hohen Muth dieses Mannes bewundern,
der damals so etwas, und zwar in Spanien wagte!
Bald folgten Gassendi und andere namhafte Männer und
so musste wohl das Schreckgespenst je länger desto mehr an
Kraft verlieren. — Doch zurück zu Tycho.
Seine Sternwarte ward nicht leer von Besuchern; selbst
Könige und Fürsten kamen, um die weltberühmte Uranienburg
und den gefeierten Tycho zu sehen. Zahlreiche Schüler hatten
sich um ihn gesammelt und er hatte eine zweite und zwar
unterirdische Warte, die Sternenburg, angelegt, um alle be
schäftigen zu können und gleichzeitig den Störungen des Windes
nicht ausgesetzt zu sein, — Da starb sein Freund und Be
schützer, Friedrich III., und um den noch unmündigen König