Geschichtlicher Ueberhlick.
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Nicht mit ihm zu verwechseln ist der gleichzeitige Lans-
herg, der sich auch an astronomischen Tafeln versuchte und
sich in der Vorrede sehr zuversichtlich darüber ausspricht.
Aber nach dem Urtheil der Astronomen waren sie unvoll
kommener als die Kepler’’sehen ; auch haben sie sich nicht
lange in Gebrauch erhalten.
Schon Galiläi hatte den Versuch gemacht, die Oberfläche
des Mondes zu zeichnen. Er gelangte nicht zum Ziele und eben
so wenig Langrenus, Hirschgarter, Schirläus de Rheita. Wir
haben uns über dieses wiederholte Misslingen nicht zu wundern.
Mit noch unvollkommenen Fernrohren, ohne Mikrometer, ohne
eine gesicherte Aufstellung des Instruments und noch unbekannt
mit den feineren Correctionen des Mondorts, so wie mit den
Gesetzen der Libration, konnten sie keine auch nur annähernd
genauen selenographischen Oerter erhalten. Wir werden sehen,
dass erst die Mitte des 18. Jahrhunderts ein zwar kleines,
aber gleichwohl brauchbares Mondbild zu Stande brachte.
In Frankreich treffen wir endlich auf ernste wissenschaft
liche Arbeiten. Auzout lieferte das erste, freilich noch unvoll
kommene Mikrometer, und Gradmessungen begannen hier früher
als in anderen europäischen Ländern. Picard führte die erste
aus und mass im nördlichen Frankreich mehrere Grade im
Meridian von Paris. Boulliau widersprach denen, welche die
Anziehung einfach der Entfernung umgekehrt proportinal
setzten und schloss auf speculativem Wege, dass, wenn über
haupt eine Anziehung Statt finde, diese nur dem Quadrat der
Entfernung umgekehrt proportional sein könne.
René Descartes, geh. 31. März 1596, gehört zwar nicht
zu den praktischen Astronomen, überhaupt nicht zu den expe-
rimentirenden Naturforschern, wohl aber zu den geistreichsten
Gelehrten jener Zeit. Er stellte ein System der Bewegungen
auf, das sich zwar später als unhaltbar herausstellte, damals
aber durch den eleganten Styl des Verfassers sehr viel An
hänger gewann. Um jeden Centralkörper herum sollten Wirbel
bestehen und alle in den Bereich desselben kommenden dunklen
Weltkörper in diese Wirbel hineingerissen werden. So lange
ein solcher Centralkörper leuchtet, behält er auch seinen
Wirbel, verliert ihn aber, wenn er seinen Glanz, etwa durch
Ueberhandnehmen der Flecke, einbüsst. Dann werden die um
laufenden Körper und er selbst von einem benachbarten Wirbel
ergriffen und kreisen um ein anderes Centralgestirn. Erhält
jedoch der frühere Centralkörper seinen Glanz wieder, so
nimmt er auch aufs Neue Besitz von seinem früheren Anhänge
und es erfolgt eine restitutio in integrum.
Man ist .versucht, das ganze System ironisch zu nehmen