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Vierzehnter Abschnitt.
eines solchen Paars den Namen Fixsterntrabant. Sofort erho
ben sich M. Hell, N. Floss und andere Astronomen und bewiesen
weitläuftig, dass Planeten in solcher Entfernung von uns
nicht gesehen werden könnten. Mayer aber hatte gar nicht
von Planeten gesprochen, und keiner der Gegner dachte daran,
dass auch wohl ein leuchtender Körper der umlaufende sein
könne. Mayer hatte allerdings optische und physische Doppel
sterne nicht unterschieden, da diese Unterscheidung damals
noch nicht möglich war, namentlich waren seine „Arcturstra-
banten“ sämmtlich nur optisch, und er übersah gänzlich die
Eigenhewegung Arcturs; aber der Irrthum seiner Gegner war
bei weitem grösser.
In Dänemark hatte, seit Tycho’s Vertreibung, dieHimmels-
kunde fast ein Jahrhundert lang brach gelegen. Olaus Römer,
von Paris zurückkehrend, erweckte sie wieder. Er bezog eine
gut ausgerüstete Sternwarte in der Nähe von Kopenhagen, wo
er eine grosse Anzahl Sterne bestimmte. Aus den wenigen ge
retteten Proben sehen wir, dass sie genauer als die von Flam-
steed beobachteten bestimmt waren. Er arbeitete rastlos bis
an seinen Tod 1710. Leider ist, bis auf die Beobachtungen
dreier Tage im October 1706, alles für uns verloren ; die noch
ungedruckten Beobachtungen lagen in einem'Wandschränke des
Bathhauses verwahrt, da brach 1727 der Brand aus, der auch
das Bathhaus in Asche legte. Horrehow, Römer's Nachfolger,
kam zur Bettung herbei, leider schon zu spät ; auch viele Jahr
gänge der Horrehow'sehen Beobachtungen wurden mit vernichtet.
Jene drei Tage hatten sich in einer besondern Abschrift erhal
ten : es sind 88 einzelne Culminationen. Diesen geringen Best,
das sogenannte triduum Roemeri, hat Galle in neuerer Zeit be
arbeitet.
Römer batte bereits einen Vorgänger gehabt, Longomon-
tanus, den Sohn, von dessen Beobachtungen aber wenig verlautete.
P. Horrehow ward Römer's Nachfolger, und die Sternwarte blieb
seitdem fortwährend in Thätigkeit. Den drei Horrehows folgte
Bugge, diesem Schumacher (der aber in Altona blieb), Thuris
und Olufsen, und in neuester Zeit ist der thätige d'Arrest von
Leipzig dorthin versetzt worden. Von der Uranienburg jedoch
war schon seit 1670 jede Spur, und bei den Bewohnern Hwen’s
selbst das Andenken daran verschwunden ; nur die Fundamente
derselben entdeckte man durch Nachgrabungen.
Das grossartige Wirken W. Herschel's beginnt 1774 ge
schichtlich zu werden, und da es sich in seinem Sohne John
in gleichem Geiste fortsetzte, umfasst es über 60 Jahre. Herschel,
1738 zu Hannover geboren, ging mit seinem Vater 1750
nach England und ward für die musikalische Laufbahn bestimmt,