Geschichtlicher Ueberblick.
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hat auch die Stelle eines Organisten an mehreren Kirchen, zu
letzt in Bath, bekleidet. Ganz in der Stille beschäftigte er sich
mit Schleifen von Teleskopspiegeln und optisch-astronomischen
Arbeiten anderer Art, und als er ein 7 füssiges Teleskop zu
Stande gebracht hatte, begann er zu beobachten. Die erste
astronomische Arbeit, welche er veröffentlichte, ist die Durchmes
sung des sogenannten Trapezium des Orion. Seine Beobachtungen
waren ausser England wenig bekannt und noch weniger beachtet;
er arbeitete jedoch unermüdet fort. Da machte er am 13. März
1781 die wichtige Entdeckung des Uranus. Wiewohl die mei
sten Astronomen und er selbst anfangs die wahre Natur des
Findlings nicht erkannten und ihn fast zwei Jahre lang für
einen Kometen hielten, so erregte doch die Sache ein grosses
Interesse. Georg III., ein warmer Freund der Himmelskunde,
der in Richmond selbst eine Privatsternwarte besass, versetzte
den Organisten zu Bath nach Slough bei Windsor mit ansehn
lichem Gehalt und der Yerheissung jeder Unterstützung bei
seinen Arbeiten. Wir kennen die Summen nicht, welche Georg
für Herstellung der Herschel'sehen Blesenteleskope hergegeben,
sie müssen sich aber jedenfalls auf Hunderttausende Pf. Steri,
belaufen haben. Er baute ein 20 füssiges, später ein 25 füssiges,
endlich ein 40 F. langes Teleskop. Das erste ist noch jetzt
brauchbar, das 25 f. hat nur wenige Jahre, das 40 f. zehn Jahre
(von 1789 bis 1799) sich brauchbar erwiesen. Yon Fernrohren
hat er nur selten und gelegentlich Gebrauch gemacht. 1783
war endlich die planetrische Natur des von Herschel entdeckten
Gestirns ausser Zweifel gesetzt, und Herschel wählte für ihn
den Namen Georgsplanet. Doch hat dieser für Zusammensetz
ungen mit centriseli, graphisch, und dgl. wenig geeignete Na
men nie allgemeinen Beifall gefunden. Die Franzosen wählten
den Namen des Entdeckers selbst, in Deutschland versuchte man
es mit Cyhele (wie noch in Goethe'& Planetentanz) lihea u. dgl. ;
endlich ist Bode's Vorschlag Uranus stehen geblieben.
Herschel's astronomische Wirksamkeit war eine sehr aus
gedehnte und vielseitige. Die beiden unermesslichen Gebiete
der Doppelsterne und Nebelflecke hat er uns aufgeschlossen,
die Zahl der uns sichtbaren Sterne, soweit dies möglich ist,
bestimmt, die Farben der Sterne, die Veränderungen ihres Glan
zes, ihre Yertheilung am Himmel u. s. w. in Untersuchung ge
nommen, die Planeten, namentlich Saturn und sein System beob
achtet und darin wichtige Entdeckungen gemacht und neue
Aufschlüsse über die Sonnenflecke gegeben u. dgl. Den Mond
hat er nur sehr wenig und wie man hinzusetzen muss, nicht
mit besonderm Glücke untersucht ; doch trägt er nicht die
Schuld an den „brennenden Mondvulkanen,“ die ihm so Yiele