Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Das Sonnensystem. 
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verzeichnet und in Grade getheilt sind, leicht darthun kann. 
Aus beiden Gründen ist demnach z und mithin die Länge des 
Sonnentages veränderlich, und so unterscheidet man noch die 
wahre und mittlere Sonnenzeit*). Erstere ist die Zeit von 
einer Culmination der Sonne bis zur andern und also, wie wir 
oben gesehen haben, nicht durchaus gleichförmig; der wahre 
Sonnentag kann bis 30 Sekunden über oder unter 24 Stunden 
haben. Der mittlere Sonnentag hingegen ist die durch 
schnittliche Grösse aus sämmtlichen wahren Sonnentagen 
des Jahrs. Diese mittlere Zeit ist der wahren zuweilen voraus, 
zuweilen hinter ihr zurück und die Sonne culminirt nach ihr 
bald später bald früher als um 12 Uhr; sie ist aber durchaus 
gleichförmig, und jede richtig gehende Taschen- oder Pendel- 
Uhr, sofern sie überhaupt auf Sonnenzeit gestellt ist, zeigt 
diese gleichförmige mittlere Zeit, wogegen Sonnenuhren ihrer 
Natur nach nur die sogenannte wahre zeigen können. Der 
Unterschied zwischen der wahren und mittlern Sonnenzeit heisst 
Zeitgleichung; sie kann im Februar über 14' und im No 
vember bis über 16 Minuten gehen, und muss an die Angaben 
der Sonnenuhren angebracht werden, um sie mit solchen zu 
vergleichen, welche mittlere Zeit zeigen. 
In frühem Jahrhunderten rechnete man allgemein nach 
wahrer Sonnenzeit, da die künstlichen Werkzeuge, mit denen 
wir jetzt die Zeit messen, noch nicht vorhanden oder zu un 
vollkommen waren, und man deshalb mit Recht die Sonnenuhr 
vorzog. Seitdem aber die künstlichen Zeitmesser zu einer so 
grossen Vollkommenheit gebracht worden sind, können die 
höchstens Minuten angebenden Sonnenuhren mit ihnen nicht 
mehr concurriren, und deshalb wurde im Laufe des vorigen 
Jahrhunderts nach und nach in den meisten Städten Europa’s 
die mittlere Zeit als Richtschnur der bürgerlichen Geschäfte 
eingeführt. 
Die Sichtbarkeit der Fixsterne nach den verschiedenen 
Jahreszeiten der Erde erklärt sich hieraus auf folgende Weise : 
Da man des starken Glanzes der Sonne wegen mit freiem Auge 
am Tage die Fixsterne nicht sieht, so sind jederzeit nur die 
jenigen sichtbar, denen die Nachtseite der Erde zugewandt ist, 
während die, welche in gleicher oder doch nahe gleicher Richtung 
mit der Sonne stehen, für diese Zeit unsichtbar sind. Die Nacht 
seite der Erde aber ist im Laufe eines Jahres nach und nach 
*) Eigentlich kommt noch eine dritte Ursache hinzu: ist nämlich die 
Sonne entfernter, so braucht das Licht auch mehr Zeit, um von ihr zu 
uns zu gelangen, wodurch sich alle Erscheinungen derselben und folglich 
auch die Culmination verspäten: doch ist der hieraus hervorgehende 
Unterschied sehr wenig erheblich.
	        
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