Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

58 
Vierter Abschnitt. 
allen Richtungen zugewendet und alle Fixsterne, welche nicht 
ganz unter dem Horizont eines Ortes bleiben, müssen also 
innerhalb 12 Monaten nach und nach gesehen werden. Noch 
näher stellt sich dieses allmähliche Sichtbarwerden andrer Fix 
sterne durch folgende Betrachtung heraus: Der Sterntag, also 
die Zeit von der Culmination irgend eines Fixsterns bis zur 
nächstfolgenden, ist nach dem Obigen etwa 4 Minuten kürzer, 
als der Sonnentag, d. h. als die Zeit von Mitternacht zu 
Mitternacht. Es culminire nun z. B. ein Fixstern am 1. Ja 
nuar um Mitternacht (was gerade für den hellsten derselben, 
Sirius, fast ganz genau der Fall ist), so muss er nach 23 St. 
56 Min. d. h. um 11 Uhr 56 Min. der nächsten Nacht aber 
mals culminiren, und so in jeder folgenden um 4 Minuten 
früher. Nach Verlauf eines Monats wird er um 10 Uhr, am 
1. März um 8 Uhr u. s. w. culminiren, und sein Auf- und 
Untergang wird sich um eben so viel verfrühen, so dass schon 
im Laufe des März seine Culmination und einige Monate 
später auch sein Untergang in den Tag selbst fällt, er folglich 
nicht mehr gesehen wird. — Inzwischen sind andre Sterne, 
die am 1. Januar in spätem Stunden durch den Meridian 
gingen, nach und nach ebenfalls früher heraufgekommen, und 
so sind nun an die Stelle der im Sonnenschein verschwundenen 
andre wieder sichtbar geworden, und man sieht leicht, dass 
dieser Cyclus genau die Periode eines Jahres haben und inner 
halb desselben alle einem bestimmten Orte überhaupt sicht 
baren Fixsterne zu irgend einer Zeit um Mitternacht durch 
den Meridian gegangen sein, also in Opposition mit der Sonne 
gestanden haben müssen. — Dass dieser Cyclus wirklich voll 
ständig stattfinde, lehrt übrigens auch die Erfahrung direct, 
denn ein hinreichend lichtstarkes Fernrohr zeigt auch noch die 
am Tage stattfindenden Ciilminationen der hellem Sterne, und 
so kann man z. B. den Sirius am 1. Juli Mittags um 12 durch 
den Meridian gehen sehen, am 1. August um 10 Uhr Vor 
mittags u. s. w., bis er wieder am 1. October um 6 Uhr 
Morgens, also vor Aufgang der Sonne, den Meridian passirt. 
§. 43. 
Die Erscheinungen, welche die obern Planeten uns dar 
bieten, erklären sich auf ähnliche Weise. 
(Fig. 18.) Sei die Erde in E, Jupiter in J, die Sonne in S, 
so steht Jupiter in Conjunction mit der Sonne, d. h. er wird 
von der Erde aus derselben Richtung wie diese gesehen. Einen 
Monat später sind Jupiter und die Erde in die Punkte 1 gerückt, 
und ersterer erscheint uns rechts von der Sonne, wird mithin in 
den Morgenstunden gesehen. Verbindet man die Punkte 2, 3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.