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Fünfzehnter Abschnitt.
eine Lichterscheinung auf der Nachtseite des Planeten Venus)
sehr erschwert werden, und es ist auch deshalb nicht zu ver
wundern, dass z. B. die Spectral-Analyse des Nordlichts uns
so wenig über dessen Natur bis dahin gelehrt hat. Wir
werden aber das Vorhandensein von Corona und ebenso von
Nordlicht an sich ohne die Annahme höchst dünnster äusser-
ster Atmosphären gar nicht zu erklären im Stande sein.
§ 17.
Das Nordlicht.
Bekannt ist seit langer Zeit, dass während eines Nord
lichts die Magnetnadel in lebhafte Bewegung geräth, weshalb
auch A. v. Humboldt das Nordlicht als magnetisches Gewitter
bezeichnet hat, gleichsam als ein Seitenstück des gewöhnlichen
Gewitters, bei welchem letztem Reibungs-Electricität oder
Electricität von grosser Spannung die Feuer-Erscheinung her
vorruft. Der geistreiche Vergleich des grossen Forschers ist
aber doch keine Erklärung der Erscheinung, aber vielleicht
die Ursache gewesen, dass man lediglich der einen Spur,
dem unbezweifelbaren Zusammenhänge mit dem Erdmagnetis
mus, nachgegangen ist. Soweit dem Verfasser bekannt, ist
z. B. niemals bis dahin der Versuch gemacht worden, die
Höhe der Strahlen des Nordlichts von den Endpunkten einer
hinreichend grossen Basis aus zu bestimmen, wie dies Benzen
berg und Brandes bei den Sternschnuppen mit so glücklichen
Folgen gethan haben.*) Es würde sich, so scheint es, für die
Berechnung der Resultate dieselbe Methode anwenden lassen,
welche Bessel für die Meteore angegeben hat.
Obenerwähnter Zusammenhang zwischen Nordlicht und
Erdmagnetismus, entspricht nun wieder gewissen Erfahrungen,
die man erst in neuerer Zeit gemacht hat. Es ist besonders
den durch Decennien hindurch fortgesetzten Beobachtungen,
Materialsammlungen und Rechnungen des Professor Wolff in
Zürich der Beweis zu verdanken, dass die Variationen der
Magnetnadel mit der Anzahl der Sonnenflecken zunehmen.
Andere Zusammenstellungen zeigen ausserdem, dass, wenigstens
in unsern Breiten, grössere Nordlichter nur um die Zeit des
Sonnenflecken-Maximum herum auftreten, während sie um das
Minimum herum hier fast gänzlich fehlen. Nach Tietjen's
Wahrnehmung treten am Nachthimmel die Spectral-Linien des
Nordlichts weit früher auf, als das Nordlicht, ja wohl Wochen
vorher, und man wird daher in Zukunft für die Erscheinung
sich gerüstet halten können.
*) In neuerer Zeit ist dies aber doch von Professor Galle geschehen,
wobei sich eine bedeutende Höhe der Nordlichtstrahlen ergeben hat.