Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Fünfzehnter Abschnitt. 
neben den dunklen auftreten, nur in noch stärkerem Grade, 
als bei den Veränderlichen. Das beiderseitige Spectrum kann 
wohl die Meinung unterstützen, dass vom Standpunkte der 
Kant-Laplace'sehen Hypothese die neuen Sterne durch ihre 
weniger weit vorgeschrittene Verdichtung den Uebergang von 
Nebelfleck und Nebelstern zu dem veränderlichen Fixstern 
vertreten. Zugleich ist es wahrscheinlich, dass mit der zu 
nehmenden Dichtigkeit die Perioden der Veränderlichkeit 
abnehmen. Auch andere Wahrnehmungen machen es immer 
wahrscheinlicher, dass die sogenannten neuen Sterne nur Ver 
änderliche von grösserer Periode sind, darunter vorzüglich der 
Umstand, dass der berühmteste, der Stern Tycho's des Jahres 
1572 jetzt wieder als 11. Grösse an seinem durch Tycho 1 s 
Messungen gut bekannten Orte sichtbar ist, während Argelan- 
der in Abo von 1823 bis 1832 und noch in Bonn 1849 mit 
einem starken Instrument keine Spur davon entdecken konnte. 
Es stimmt dies recht gut zu einer mittleren Periode von 315 
Jahren, auf welche man geführt wird, wenn die Erscheinungen 
in der Cassiopeja aus den Jahren 945 und 1264 Maxima des 
nämlichen Sterns gewesen sind. Das nächste Maximum würde 
gegen das Jahr 1887 fallen, also ziemlich nahe bevorstehen, 
und es scheint ja, dass der Stern zu diesem astronomischen 
Feste schon Anstalten trifft. Bei dieser Gelegenheit mag er 
wähnt werden, dass genannte Periode von 315 Jahren fast 
genau auf die Zeit von Christi Geburt führt, so dass die Ver- 
muthung entstehen könnte, hinter dem „Stern der Weisen aus 
dem Morgenlande“ verberge sich ein Maximum des Tyc/ionischen 
Sterns (B Cassiopejae nach der Bezeichnung für Veränder 
liche); es ist klar, dass der Stern nicht buchstäblich als 
Wegweiser zu nehmen Aväre, sondern nur im Sinne chaldäi- 
scher Astrologen, die gerade dieses bei ihnen zuerst gepfleg 
ten Aberglaubens wegen zu jener Zeit noch dem Sternen 
himmel viel Aufmerksamkeit schenkten. Jedoch darf man 
erwähnter Hypothese nicht zu sehr das Wort reden, weil sie 
keine Aussicht hat, jemals ernstlicher geprüft werden zu können. 
In einem andern Gestirn dieser Art, welches John Birmin 
gham zu Tuam gegen Mitternacht des 12. Mai 1866 in der nörd 
lichen Krone, fast so hell als a Coronae bemerkte, hat man sehr 
bald die Nr. 2765 der Bonner Durchmusterung wiedererkannt, wo 
dasselbe als von der Grösse 9,5 verzeichnet ist. Merkwürdig 
ist, dass Julius Schmidt zu Athen an demselben Abend zwi 
schen 8 und 11 Uhr dortiger Zeit nichts Neues wahrnahm, 
obgleich aufmerksam mit dem nämlichen Sternbild beschäftigt. 
Er sah ihn erst den folgenden Tag, und man darf daraus die 
sehr wichtige Folgerung ziehen, dass der Stern alle Zwischen-
	        
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