Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Fünfzehnter Abschnitt, 
ganz auf Rechnung der Erd-Atmosphäre setzen zu müssen, 
weil diese Linien bei niedrigem Stande der Sonne dunkler 
und zahlreicher werden. In ähnlicher Weise müssen auch 
die Atmosphären der andern Planeten, je nach ihrer Be 
schaffenheit auf das von ihnen refiectirte Sonnen-Spectrum 
einwirken. Es geht nun aus den Messungen, welche Dr. Vogel 
und Dr. Lohse an dem grossen Refractor der Bothkamper 
Sternwarte angestellt, in Verbindung mit denen von Huggins 
die Thatsache hervor, dass alle grösseren Planeten mit alleini 
ger Ausnahme des Merkur, die Linien unserer Erde noch 
verstärkt zeigen; ausserdem fügen sie aber noch ihre beson 
deren Absorptionen hinzu. Ausserdem ist merkwürdig, dass 
das Spectrum vom Jupiter mit dem des Saturn, das des Uranus 
mit dem des Neptun ganz übereinstimmt. 
Merkur zeigt keine andere Verschiedenheit vom Spectrum 
der Sonne, als dass Blau und Violet bei demselben verhältniss- 
mässig matt erscheinen, das Roth aber verhältnissmässig glänzend. 
Bei Venus ist das Umgekehrte der Fall; ausser den 
Absorptions-Banden im Roth, welche diese Farbe verhältniss 
mässig schwach machen, treten die Linien von Natrium und 
Magnesium in grösserer Stärke auf, als bei der Sonne, zudem 
die eine Natrium-Linie merkwürdigerweise auch noch im Ver 
hältnis zur andern verbreitet. Man wird schliessen dürfen, 
dass die Dämpfe der genannten Metalle in besonderer Menge 
in der Venus-Atmosphäre enthalten sind. Auch ein dunkler 
Streifen in der Nähe von E ist dem Spectrum dieses Planeten 
eigenthümlich. 
Mars zeigt die Ahsorptionsbanden im Roth, wie sie hei 
tiefem Stande der Sonne in der Sonne hervortreten, in beson 
derer Stärke. Die übrigen Verschiedenheiten sind weniger 
auffallend. 
Jupiter zeigt ebenfalls die Streifen im Roth ganz beson 
ders dunkel. Ausserdem findet sich hei 669,3 Milliontel Milli 
meter Wellenlänge ein matter Streifen, der im Spectrum der 
Sonne fehlt, desgleichen ein anderer bei 524,9 Milliontel Milli 
meter (wie auch hei Venus und Mars), wo im Sonnen-Spec 
trum nur einige ganz schwache Linien Vorkommen. Wie be 
merkt, stimmt das Spectrum des Saturn mit dem des Ju 
piter überein. 
Uranus und Neptun zeigen ausser Ahsorptionsbanden, 
wie sie auch unsere Erd-Atmosphäre bei tiefem Stande der 
Sonne hervorbringt, noch zwei sehr dunkle breite Banden, 
deren Mitte mit F und H, demnach mit Wasserstoff-Linien 
übereinstimmt. Es ist also in besonderer Menge freier Wasser 
stoff in diesen Atmosphären enthalten.
	        
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