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Fünfter Abschnitt.
zugeben. Die Yertlieilung der Massen innerhalb der Erde ist
ganz unwesentlich da, wo nur die Gesammtanziehung der
Erde zur Vergleichung kommt. Nur wenn in Eolge dieser Un
gleichheiten der physische Schwerpunkt nicht mit dem geome
trischen Mittelpunkt zusammenfiele, würde das Resultat der
Drehwage um eine dieser Abweichung proportionale Grösse (den
Erdradius als Einheit gesetzt) fehlerhaft werden. Abweichungen
dieser Art, sobald sie irgend beträchtlich wären, müssten sich
jedoch in vielen andern Phänomenen verrathen, was nicht der Fall
ist. Wäre übrigens der Einwurf richtig, so würden alle bisher
vorgeschlagene Methoden, auch die Maskelyne-Huttov!sehe nicht
ausgenommen, gleichmässig davon getroffen werden.
§ 57 •
Vergleicht man die so ermittelte mittlere Dichtigkeit der
Erde mit derjenigen, welche die ihre Oberfläche bildenden und
dieser zunächst liegenden Massen zeigen, so finden wir hier
(ausser dem Wasser, dessen Dichtigkeit = 1) am allgemeinsten
verbreitet Granit (Dichtigkeit 2,5—3,0), Kalk (2,—3,1), Sand
und Kiesel überhaupt (2,6), Porphyr (2,4—2,8), Thon (2,0—2,4),
und andre verwandte Massen von ähnlichem specifischen Gewicht,
so dass wir der Oberfläche des Festlandes und beiläufig auch
dem Seeboden eine mittlere Dichtigkeit von 2,7, also nahezu die
Hälfte der Erddichtigkeit, zuschreiben können. Die einzigen
uns bekannten Körper von grösserer specifischer Schwere als 5,68
sind die Metalle im regulinischen Zustande, die aber nicht ver
breitet genug sind, um zur grossem Dichtigkeit der oberen Erd
schicht etwas Erhebliches beitragen zu können. Wir müssen also
nothwendig eine Zunahme der Dichtigkeit gegen das Erd-Innere
und den Mittelpunkt hin annehmen, und zwar eine sehr be
trächtliche Zunahme, denn es ist leicht einzusehen, dass die
Dichtigkeit gegen das Centrum hin weit mehr als 5,68 be
tragen müsse, wenn die Erde im Ganzen 5,68 haben soll. Ist
die Zunahme der Dichtigkeit gleichförmig von Aussen nach
Innen, so werden wir die mittlere Dichtigkeit 5,68 nur etwa
200 Meilen unter der Oberfläche annehmen dürfen.
Dadurch wird erklärlich, warum die Gradmessungen ein
andres Resultat für die Abplattung ergeben, als Neioton unter
Voraussetzung einer homogenen Erde gefunden hatte. Die Ab
plattung ist Folge des Rotationsschwunges, sowohl der äussern
als der innern Theile; jene haben, da sie grössere Kreise be
schreiben, einen stärkern Schwung, und folglich auch einen
grossem Einfluss auf die Gestalt der Erde als diese. Wären
sie nun zugleich die schwerem, so würde ein Uebergewicht
zum andern kommen. Die Gesammtwirkung aller schwingenden
Massen auf Abplattung würde grösser, folglich diese selbst be-