IX
welcher die Function ausgedrückt wurde, nur
in Folge einer neuen Annahme, durch welche die
Bedeutung dieser Bezeichnung für den letzteren
Fall bestimmt wird, in der Rechnung beibehal
ten werden kann rc. Die Leser meines Werks werden
sich indessen, wie ich hoffe, davon überzeugen; daß die Ana
lysis durch die Satze von dieser Art offenbar gewinnt, in
dem dieselben glücklicherweise mehr Scharfe in den Theo
remen nöthig machen und nützliche Einschränkungen bei all
zuweit ausgedehnten Wahrheiten bedingen, und daß diese
Satze öfters Stoff zu Betrachtungen von einiger Wichtigkeit
geben. So z. B. mußte ich, bevor ich zur Summirung
irgend einer Reihe schreiten konnte, erst untersuchen, in
welchen Fallen die Reihen summirt werden können, oder
mit andern Worten, welches die Bedingungen ihrer Con-
vergenz sind, und ich habe zu diesem Zwecke einige allge
meine Regeln aufgestellt, welche mir einige Beachtung zu
verdienen scheinen. Uebrigens habe ich mich einerseits be
müht, die mathematische Analysis zu vervollkommnen, bin
aber andererseits weit entfernt, zu behaupten, daß man mit
dieser Analysis bei allen speculativen Wissenschaften ausrei
chen müsse. So besteht ohne Zweifel bei naturwissenschaft
lichen Untersuchungen die einzige Methode, welche man mit
Erfolg kann anwenden, darin, daß man die Erscheinungen be
obachtet sodann und die Beobachtungen dem Calcul unterwirft.
Es ware aber ein grober Irrthum, wenn man nur in den
geometrischen Beweisen oder in dem Zeugnisse der Sinne
Gewißheit finden zu können glaubte, und obgleich niemand
bis auf diesen Tag einen analytischen Beweis für.die Exi
stenz des Augustus oder Ludwig XIV. zu geben versucht
hat, so wird doch jeder vernünftige Mensch zugeben, daß
diese ihre Existenz eben so gewiß sein kann, als der große
Pythagoräische oder der Maclaurin'sche Lehrsatz. Ja, der
Beweis des letzteren ist sogar nur für Wenige faßlich, und
die Gelehrten selbst sind darüber uneinig, in welcher Aus
dehnung derselbe gilt; wahrend alle Welt weiß, von wem