Full text: Elemente der projectivischen Geometrie

Vorwort des Verfassers. 
V 
technische Hochschule in Mailand versetzt und durch den 
Director, Herrn Brio sch i, veranlasst, einen Curs über gra 
phische Statik abzuhalten, fand er es nöthig, als unentbehr 
liche Vorbereitung darauf, eine ganze Reihe von Vorlesungen 
der Geometrie der Lage oder der projectivischen Geo 
metrie zu widmen*). So ist jedes Jahr eine grosse Zahl 
junger Leute mit den neueren Methoden vertraut gemacht wor 
den und haben sie gelernt, dieselben auf die verschiedenen 
Theile des technischen Zeichnens anzuwenden. 
Das Alles genügte nicht; trotz der endlosen Fruchtbarkeit 
dieser Methoden sind sie so einfach, dass kein Theil der Mathe 
matik so leicht und mit so geringen Vorkenntnissen gelernt 
werden kann. Um sich davon zu überzeugen, hat man nur zu 
beachten, dass Staudt seine „Geometrie der Lage“ (1847) 
schreiben konnte, ohne sich auf einen Begriff der Elementar- 
georaetrie zu stützen. Wenn aber dieses vorzügliche Buch 
keine grössere Anerkennung erhielt, so geschah es, weil es 
gar keine Figuren mit sich führt und in einem besonders 
trockenen und gedrängten Styl geschrieben ist. Andere von 
demselben Gedanken geleitete Schriftsteller * J ) haben nach den 
Fundamentalbegriffen des Raumes, der Fläche, der Linie, des 
Punktes, der Geraden und der Ebene sogleich diejenigen der 
Collineation und der Reciprocität aufgestellt. Mit diesem 
Gedanken wird vielleicht bald auch die Frage über den ersten 
Unterricht in der Geometrie gelöst; so dass wir dann, wenn 
ich mich nicht täusche, eine Methode haben werden, die 
würdig sein wird, die alte von Euclid zu verdrängen. 
lavitis, Lezioni di geometria descrittiva (Padova 1851). Das vorzüg 
liche Werk von Prof. Fiedler, die Darstellende Geometrie (Leipzig, 1871), 
ist nach denselben Gedanken abgefasst. E. Padova und A. Sayno 
haben eine italienische Uebersetzung dieses Werkes für den Gebrauch an 
polytechnischen Schulen veröffentlicht. 
'"') In Zürich hielt Professor Reye einen Curs über „Geometrie der 
Lage“, um die Studirenden auf den Unterricht von Professor Culmann, 
den Schöpfer der graphischen Statik, vorzubereiten. 
'*') Z. B. E. Müller, Elemente der Geometrie, streng systematisch 
dargestellt (Braunschweig, 1869).
	        
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