364
Erster Theil. Differential-Rechnung.
Indem man diese Schlussweise wiederholt anwendet, kommt
man schliesslich zu einer jedenfalls in dem Bereiche der Werte
x 0 , x X} . . . x n gelegenen Stelle x^\ an welcher auch noch
(10) fHxt') = ^(xf)
ist.
Wenn aber die Punkte M x , M 2 , . . . M n in beliebiger
Weise sämmtlich gegen den Punkt M 0 als Grenze sich hin
bewegen, so convergiren x 2 , . . . x n und alle die spccessiven
Zwischen werte x x ] , x^, . . .; x^\ xf\ . . .; ... x^ gegen den
Grenzwert x 0 , an der Grenze wird also laut (7), (8), (9), (10)
f («ü) = fOo) = <P\ X o); fW = <P"( X o) > * • *
f {n K x o) = 9 (w) (« o) 5
hierdurch sind aber die Bedingungen für eine Berührung n- ter
Ordnung erfüllt.
Das Ergebnis kann in dem folgenden Satze ausgesprochen
werden: Wenn zwei Curven C und C in einem Funkte M 0
n-f-1 vereinigt liegende Funkte mit einander gemein haben, so
weisen sie dort eine Berührung n-ter Ordnung auf.
Die Ausdrucks weisen: „n -f- 1-punktige Berührung“ und
„Berührung n-ter Ordnung“ haben also denselben Inhalt.
144. Yon den beiden Curven sei die eine, C, vollständig
gegeben, die Gleichung der anderen, C', enthalte aber n-f-1
unbestimmte Constanten oder Parameter, welche auf die Lage der
Curve in der Ebene und ihre specielle Form von Einfluss sind.
Man kann der Curve C höchstens n -f- 1 von einander
unabhängige Bedingungen auferlegen; bestehen diese darin,
dass für eine Abscisse x Q ihre Ordinate und deren Ableitungen
bis zur w-ten Ordnung einschliesslich mit den entsprechenden
auf die Curve C bezüglichen Grössen übereinstimmen sollen, so
hat die Curve C mit der Curve C in dem zur Abscisse x 0 ge
hörigen Punkte eine Berührung der n-ten, zugleich der höchst
möglichen Ordnung, welcher sie nach der Zahl ihrer Para
meter im Allgemeinen fähig ist. Man sagt, die Curve C'
oscidire oder stehe in Osculation mit der Curve C im Punkte M 0 .
Nach den Ausführungen von 143 ist die osculirende Curve
C' im Punkte M 0 von C die Grenze, welcher sich eine Curve