Sechster Abschnitt. Anwendung der Differential-Rechnung u. s. w. 393
wendig zugleich, ein zweiter beginnen müsse. Differentiirt man
die Gleichung (1) nach x, wodurch
fx + fyV = 0
erhalten wird, und eliminirt man zwischen dieser Gleichung
und (1) y, so ergibt sich wieder eine algebraische Gleichung
F{x, y) = 0,
welche den Verlauf der Tangente hei (1) darstellt; fasst man
hier y als Ordinate auf, so kommt man wieder zu einer algebrai
schen Curve. Dem Zweige cp, Fig. 79, entspricht ein Zweig cp
dieser neuen Curve und ebenso dem Zweige cp ein Zweig cp', und
hätten cp, cp in M 0 verschiedene Tangen
ten, so begännen die zugehörigen Zweige
von F(x, y) = 0 bei x 0 an verschiede- Y
nen Stellen wie Fig. 80, eine Erscheinung,
die oben als unmöglich bei einer alge
braischen Curve erkannt wurde.
Ist der Zweig q
y = cp(x)
im ganzen Verlaufe imaginär, hat also cp (x) beständig die Form
u(x) -)- iv(x),
wobei u(cc), v(x) reelle Functionen bedeuten, so gehört zu ihm
aus bereits angeführten Gründen ein zweiter imaginärer Zweig
y =
derart, dass ip(x) die Form
u(x) — iv(x)
hat, so dass die zu einem speciellen Werte von x gehörigen
Werte von cp(x) und ip(x) jedesmal conjugirt complex sind
Hat nun die Gleichung
v(x) == 0
reelle Wurzeln, und ist x 0 eine solche, so wird für sie sowohl
cp{x) wie tp(x) reell und überdies
cp(x Q ) = ip(x 0 ) = u(x 0 ) = y 0 ,
so dass die imaginären Zweige den vereinzelten reellen Punkt
xjy 0 gemein haben; ein solcher Punkt wird als isolirter oder
conjugirter Punkt der Curve (1) bezeichnet.