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Erster Theil. Differential-Rechnung.
Damit sind die einfachsten besonderen Erscheinungen an
gedeutet, welche bei algebraischen Curven auftreten können.
Man gibt den Punkten, welche hier als Knotenpunkt (oder
Selbstberührungspunkt), Spitze und isolirter Punkt bezeichnet
worden«sind, den gemeinsamen Namen singuläre Punkte, welchen
Namen alle Punkte erhalten, in welchen eine Curve ein anderes
Verhalten zeigt als das bei dem gewöhnlichen Punkte be
schriebene.
158. Um die Natur eines Punktes x 0 fy 0 , welcher dem
durch (1) dargestellten Gebilde angehört, festzustellen, schlagen
wir folgenden Weg ein.
Durch Translation des Coordinatensystems werde die Glei
chung (1) derart transformirt, dass der Punkt x 0 /y Q Ursprung
wird; die diesbezüglichen Transformationsgleichungen lauten
x = + I V = V o + ^
und die transformirte Gleichung ist (99, (41))
f( x o + I 7 yo + v)
= f{ x o’ !/o) +A. £+/kv+ y (A, 2 £ 2 ~h ly fy 0 2 t'H— = 0,
oder aber, weil f(x 0 , y 0 ) — 0 ist,
(4) f*X + fyoV + y (/*V^ 2 + + fy'o'rf) + • • • = 0.
Die Abscissen der Schnittpunkte, welche die durch den
neuen Ursprung, also durch den betrachteten Punkt M 0 der
Curve gelegte Gerade
(5) n = n
mit der Curve bestimmt, ergeben sich aus der Gleichung
(6) (/4 + tfvo) I + Y (/4 1 + 2 /»Uo ^ + fy<? I 2 + • • • = 0.
Sind fx o , fy o nicht gleichzeitig Null, so hat diese Glei
chung | = 0 zur einfachen Wurzel, die Gerade (5) also mit
der Curve in M 0 im Allgemeinen nur einen Punkt gemein,
und man bezeichnet daher M 0 als einfachen Punkt der Curve.
Nur wenn der Richtungscoefficient t so bestimmt wird, dass
(?) /4 +/4* = 0
ist, hat die Gerade (5) in M 0 mit der Curve mindestens zwei
vereinigt liegende Punkte gemein und ist Tangente der Curve