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Erster Theil. Differential-Rechnung.
Sind nämlich x, y und ebenso x /1 x, y /ly zusammen
gehörige Werte, so ist der Diiferenzenquotient für die
Function f{x), der Diiferenzenquotient für cp (y); diese bei
den Differenzenquotienten sind reciprok und bleiben es, wie
klein auch /Ix und /ly werden mögen; folglich sind auch ihre
Grenzwerte, falls solche vorhanden und bestimmte von Null
verschiedene Werte sind, also die Differentialquotienten von
fix) in Bezug auf x und von cp{y) in Bezug auf y, reciprok,
d. h.
(12) B x f(x). Dycp{y) = 1.
Die Differentialquotienten zweier inversen Functionen sind
also für jedes Paar zusammengehöriger Werte der Variabein
x, y reciprok.
Convergirt ~~~ an einer Stelle x gegen die Grenze Null,
so hat den Grenzwert oo und umgekehrt; ist also an einer
Mg. 7.
Stelle x D x f\x) — 0, so hat cp(y) an der entsprechenden Stelle
y einen unendlichen Differentialquotienten und umgekehrt.
Die Ergebnisse erlangen anschauliche Bedeutung, wenn
man y = fix) als Gleichung einer Curve, Fig. 7, auffasst; die
selbe Curve ist auch durch die Gleichung x — cp (y) dargestellt
und der Unterschied beider Darstellungen
liegt lediglich darin, dass das erstemal x,
das zweitemal y als die unabhängige
Veränderliche aufgefasst wird*). Der
Differentialquotient D x f(x) ist die tri
gonometrische Tangente des Winkels a,
welchen die Tangente MT mit der posi
tiven Richtung der Abscissenaxe bildet,
Dy(p{y) die trigonometrische Tangente des Winkels b, welchen
dieselbe Tangente mit der positiven Richtung der Ordinatenaxe
*) Um die Figur bei der Darstellung x = cp{y) in solche Lage zu
bringen, dass positive Werte von y auf der rechten Seite der horizon
talen und positive Werte von x auf der oberen Seite der verticalen Axe
gezählt werden, vollführe man mit der Ebene der Fig. 7 eine halbe
Drehung um die X-Axe und dann eine Vierteldrehung in sich selbst
im entgegengesetzten Sinne des Uhrzeigers.