Zweiter Abschnitt. Differentiation von Functionen einer Yariabeln. 77
So fortschreitend gelangt man zu der dritten, vierten, . . . wten
Ableitung oder zu dem dritten, vierten, . . . nten Differential
quotienten; die dafür gebrauchten Zeichen sind
r\x),
oder
Sofern die Voraussetzung der Stetigkeit erhalten bleibt, hat
die Bildung der höheren Differentialquotienten keine Schranke.
Wenn man aus dem Gebiet der reinen Analysis auf das
jenige der Anwendungen sich begibt, wobei x und fix) die
Maasszahlen für gewisse einander bedingende Grössen bedeuten,
können auch die höheren Differentialquotienten eine bestimmte
Bedeutung erlangen. Bei der phoronomischen Auffassung,
wobei f[x) den in der Zeit x zurückgelegten geradlinigen Weg
eines in Bewegung begriffenen Punktes darstellt, kommt zu
nächst dem zweiten Differentialquotienten eine wichtige Be
deutung zu.
Es ist 22 (1) erklärt worden, dass der erste Differential
quotient fix) die im letzten Augenblicke der Zeit x herrschende
Geschwindigkeit ausdrückt. Ist die Bewegung so beschaffen,
dass die Geschwindigkeit innerhalb beliebiger, aber gleicher
Zeitintervalle um gleiches sich ändert, so nennt man die wäh
rend der Zeiteinheit erfolgende Geschwindigkeitsänderung Be
schleunigung und die Bewegung selbst eine gleichförmig
beschleunigte (oder gleichförmig verzögerte, wenn die Beschleu
nigung negativ, die Geschwindigkeit also mit der Zeit abneh
mend ist). Auf eine ungleichförmig beschleunigte Bewegung
ist der Begriff der Beschleunigung nicht unmittelbar zu über
tragen; der Quotient
fix + h) — f'jx)
h
aus der während des Zeitintervalls (#, x -f- h) erfolgten Ge
schwindigkeitsänderung durch die Grösse h des Zeitintervalls
bedeutet die während dieses Zeitintervalls durchschnittlich auf
die Zeiteinheit entfallende Geschwindigkeitsänderung; je kleiner
h 7 desto geringer die Ungleichförmigkeit in der Beschleunigung,
desto näher kommt die Bedeutung des angeschriebenen Quo
tienten der einer Beschleunigung, und convergirt derselbe mit