Fünfter Abschnitt. Differentialgleichungen.
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jede Wertverbindung x/y denselben Wert für ^ ergeben,
also ein und dasselbe System von Linienelementen definieren.
Dies ist nur dann der Fall, wenn die linke Seite in (3) sich
von der linken Seite in (1) nur um einen nickt identisch, d. h.
für alle Wertverbindungen von x, y verschwindenden Faktor
unterscheidet, so daß
(4) y(Mdx -f Ndy) = dx + dy — du.
Ein solcher Faktor y, welcher die linke Seite von (1) in
ein exaktes Differential verwandelt, wird ein integrierender Faktor
der Gleichung (1) genannt, weil nach Auffindung eines solchen
die Gleichung nach dem in 333 entwickelten Yorgange integriert
werden kann.
Neben y ist aber jeder Ausdruck von der Form ycp(u),
aber auch nur ein solcher, integrierender Faktor von (1), weil,
vermöge (4), auch
u(p(u) (Mdx + Ndy) = rp(u)du
ein exaktes Differential ist; durch Integration dieses letzteren
entsteht eine Funktion 0 (u), und die Gleichung
(5) 0(u) = C
sagt im Wesen dasselbe aus wie die Gleichung
u = C,
so daß auch sie das allgemeine Integral bilden kann.
Sind also zwei integrierende Faktoren einer Differential
gleichung bekannt, so kann der eine durch y, der andere durch
y(p(u) bezeichnet werden; ihr Quotient (p(u)~\E konst., einer
willkürlichen Konstanten gleichgesetzt, gibt eine Gleichung
von der Gestalt (5). Mithin hat die Kenntnis zweier inte
grierenden Faktoren einer Differentialgleichung die Kenntnis
ihres allgemeinen Integrals zur Folge.
Als eine Methode von großer Anwendbarkeit kann die
Integration mittels des integrierenden Faktors nicht bezeichnet
werden*); denn die Aufgabe, zur einer vorgelegten Differential
*) Man bringt die Methode vorzugsweise mit dem Namen L. Eulers
in Verbindung und nennt sie nach ihm auch Methode des Eulersehen