Vierter Abschnitt. Reihen.
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für jedes x aus einem beliebigen Intervall (a, ß) übereinstimmende
Grenzwerte f(x), g(x), so sind die Koeffizienten gleichhoher
Potenzen von x einander gleich und die Grenzwerte im ganzen
Konvergenzintervall übereinstimmend.
Da nämlich
fix) — g{x) = (a 0 — b 0 ) + (% — bf) x + (a 2 — bf) xf 4
Null ist für alle x aus (a, ß), so ist
ctg = 0, a-y by = 0, ci 2 b% == 0, • • •}
also
a o = ^o? ~ by, a 2 = b 2 , . . .
und die Gleichung f{x) — g{x) = 0 oder f(x) = g{x) besteht
für alle Werte von x, für welche die Reihen konvergieren.
Daraus ergibt sich die Tatsache, daß eine Funktion, wenn
sie als Grenzwert einer Potenzreihe darstellbar ist, es nur auf
eine einzige Art sein kann.
Auf dem eben erwiesenen Satze von der Eindeutigkeit der
Potenzreihendarstellung, der übrigens wie für Potenzreihen
auch für ganze Funktionen gilt, beruht die Methode der un
bestimmten Koeffizienten, von der in der Analysis vielfacher
Gebrauch gemacht wird*).
90. Rechnen mit Potenzreihen. Die Anwendung der
Regeln in 71, 2) und 75 für konvergente Reihen überhaupt
auf Potenzreihen führt dazu, daß die Summe und Differenz,
das Produkt und unter gewissen Voraussetzungen auch der
Quotient zweier Potenzreihen ^ (x), iß 2 (V) wieder in der Ge
stalt einer Potenzreihe $]3(V) dargestellt werden können. Über
das Konvergenziutervall dieser letzteren mögen die folgenden
Bemerkungen genügen.**)
Haben ^20*0 verschiedene Konvergenzradien ly, l 2 ,
so ist der kleinere von beiden der Konvergenzradius von
*) Ihr Grundgedanke ist zuerst von JR. Descartes in dem 1637
anonym erschienenen Werke ausgesprochen worden, von dem der Ur
sprung der analytischen Geometrie gewöhnlich datiert wird.
**) A. Pringsheim-G. Faher 1. c.