Vierter Abschnitt. Reihen.
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Zu einem allgemeinen Verfahren der Grenzwertbestimmung
von Quotienten, deren Zähler und Nenner für x = a gleich
zeitig Null werden, führt die Differentialrechnung. Ange
nommen, die Funktionen cp (x), besitzen in einem be
liebig engen, a und a + h enthaltenden Intervalle stetige
Differentialquotienten m- ter, bzw. n~ter Ordnung, so können
cp(a-\-h) und ib(a-\-}i) nach der Taylorschen Formel (91)
wegen <p{a) = 0, = 0 wie folgt entwickelt werden;
+ ä) = <p'(«)>* + Vf V+ ■ ■ ■ + h m (0 < »' < 1)
*{a + h.) - *'(») h + Vf V+ ■■• •■ + ll " (° < °"< !)•
Wenn nun cp\d) 4= 0 und tp'(a) 4=0, so werden rp{a-\-li),
rl>(a -\- Ji) mit Ji zugleich unendlich klein von erster Ordnung,
und man hat
(2)
f{d) = lim
A = 0
Ist hingegen
qp {a -f- h)
ip{a + h)
<3P>0 .*",
^ (fl) ‘ >
cp'{a) — 0 und auch weiter noch y"{a) = 0, . . . (p { - m ~ 1 \a) = 0,
aber cp^(a) =f= 0,
ip'(a) = 0 und auch weiter noch ip"(d) = 0, ... ^ n ~ 1 '>(a) = 0,
aber if/( n \a) =(= 0,
und bleiben die letzten Beziehungen auch in dem Intervalle
(a, a + h) bestehen, so wird
qp(q -f- h) 1 ■ 2 .. . nh m qp^(a -j- d'h)
if> (a -f- h) 1-2 ...mh n V n \a + 6"h) ’
unter diesen Voraussetzungen wird also cp{a-\-h) für lim/i = 0
in bezug auf h unendlich klein von der m-ten, ijj(a -f- h) von
der w-ten Ordnung; danach ist
*) Die in diesem Ansätze enthaltene Regel hat Johann Bernoulli
zuerst gefunden. Acta erudit. 1704. Die Aufgabe, den Grenzwert eines
Bruches zu bestimmen, der die Form ~ oder die im nächsten Artikel
OÜ
besprochene annimmt, hat zum erstenmale (in geometrischer Ein
kleidung) G. F. de VHospital, Analyse des infiniment petits, Paris 1696,
in Angriff genommen.
Czuber, Vorlesungea. I. 3. Aufl.
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