Sechster Abschnitt. Anwendung der Differential-Eechnung usw. 389
Die Beziehungen y 0 "=0, y 0 '"+0 bedingen aber einen
extremen Wert von d' = y — y 0 ', also auch von y, weil y 0 r
konstant ist; ist daher y 0 '" < 0, so ist y 0 ' ein Maximum, und
ist y 0 "' > 0, so bedeutet y 0 ' ein Minimum. Im Wendepunkte
hat also der Richtungskoeffizient, somit auch der Neigungs
winkel der Tangente gegen die positive X-Achse, einen extremen
Wert.
Um alle Fälle, die möglich sind, zu erschöpfen, nehmen
wir nun an, daß an der Stelle x 0 alle Differentialquotienten
von d bis zum {p — l)-ten einschließlich verschwinden; von
dem Vorzeichen des nächsten Differentialquotienten, von y 0 ^\
hängt dann das Verhalten der Kurve in der Umgebung von
M 0 ah wie folgt (117):
Ist p gerad und y^ > 0, so ist d an der Stelle x = x 0
ein Minimum, in einer angebbaren Umgebung von M 0 also
y > Yj die Kurve konkav nach oben.
Ist p gerad und y^) <; 0, so ist ö an der Stelle x = x 0 ein
Maximum, in einer angebbaren Umgebung von M 0 also y < Y,
die Kurve konkav nach unten.
Ist p ungerad, so hat ö an der Stelle x 0 keinen extremen
Wert und der Punkt M 0 ist ein Wendepunkt.
In diesen Sätzen sind die oben entwickelten Spezialfälle
p = 2 und p = 3 mit inbegriffen.
Soll also eine Kurve y = f(x) auf etwa vorhandene Wende
punkte geprüft werden, so bilde man den zweiten Differential
quotienten f"{x) und löse die Gleichung
f\x) = 0
auf; sind Wendepunkte vorhanden, so befinden sich ihre Ab
szissen unter den Wurzeln dieser Gleichung; die weitere Ent
scheidung haf aut Grund der obigen Sätze zu erfolgen.
Weil ein Wendepunkt dadurch charakterisiert ist, daß für
ihn y einen extremen Wert annimmt, so sind auch solche
Stellen x in die Betrachtung einzubeziehen, an welchen y" un
endlich wird; ändert y” bei Überschreitung einer solchen Stelle
sein Vorzeichen, so ist hier y ein Extrem und die Kurve hat
einen Wendepunkt (119, 2)).