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Erster Teil. Differential-Rechnung.
und er würde sich als solcher auch analytisch zu erkennen
gehen, wenn man in der Gleichung (1) x statt y als abhängige
Variable auffaßte. Schließen sich die reellen Teile der Zweige
in anderer Weise zusammen, so geschieht dies immer so, daß
sie hier eine und dieselbe Tangente haben (Mg. 84 a) und b));
die Erscheinung, welche dadurch zustande kommt, heißt Spitze*)
der Kurve (1), und zwar Spitze erster Art, wenn sie die Form
a) hat, und Spitze zweiter Art oder Schnabelspitze im Falle b).
Daß die reellen Teile der Zweige nicht mit verschiedenen
Tangenten von M 0 ausgehen können, läßt sich folgendermaßen
erkennen. Es ist eben gezeigt worden, daß bei einer alge
braischen Kmwe mit mehrwertigem y dort, wo ein reeller Ast
beginnt, notwendig zugleich ein zweiter beginnen müsse.
Diiferentiiert man die Gleichung (1) nach x, wodurch
fx + f v 'y = o
erhalten wird, und eliminiert man zwischen dieser Gleichung
und (1) y, so ergibt sich wieder eine algebraische Gleichung:
F(x, y) = 0,
die den Verlauf der Tangente bei (1) darstellt; faßt man hier y
als Ordinate auf, so kommt man wieder zu einer algebraischen
Kurve. Dem Zweige 9? (Mg. 84) entspricht ein Zweig cp'
dieser neuen Kurve und ebenso dem Zweige ijj ein Zweig if/ }
und hätten cp, in M 0 verschiedene Tangenten, so begännen
die zugehörigen Zweige von F(x, y) = 0 bei x 0 an verschiedenen
Stellen wie in Fig. 85, eine Erscheinung, die oben bei einer
algebraischen Kurve als unmöglich erkannt wurde.
*) Für die Spitze sind aucli die Benennungen Rückkehrpunkt und
stationärer Punkt gebräuchlich, von der geometrischen Anschauung her
geleitet, daß ein die Kurve stetig durchlaufender Punkt dort angekom
men umkehren, vorher einen Augenblick Stillstehen muß.