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Erster Teil. Differential-Rechnung.
so würde dies auf einen Punkt hinweisen, in welchem von
einer Tangentialebene in dem erörterten Sinne nicht gesprochen
werden kann, also auf einen besonderen oder singulären Punkt
der Fläche; das nächstliegende Beispiel eines solchen ist die
Spitze eines Kegels.
189. Die Tangentialebene als oskulierende Ebene.
Die Tangentialebene läßt noch eine andere Auffassung zu, die
zugleich geeignet ist, das Verhalten der Fläche zur Tangential
ebene in der Umgebung des Berührungspunktes näher kennen
zu lehren.
Jede Ebene, die man durch den Punkt M auf der Fläche (1)
legen kann, hat eine Gleichung von der Form:
(20) A{l-x) + B{ n -y) + CH-z) = 0-,
wir denken uns eine dieser Ebenen herausgehoben und be
stimmen den Abstand des Punktes M' mit den Koordinaten
(15) von derselben; er ist
^ ~h Cp)h -\-{B -f- C g) k ^
j/jJ + 71 2 -{•• C* ^ ’
wobei s wieder eine Größe zweiter Ordnung bedeutet.
Im allgemeinen ist also ö in bezug auf h und k von der
ersten Ordnung, ändert sein Vorzeichen, wenn h, Je es ändern,
die Ebene (20) schneidet daher im allgemeinen die Fläche in M.
Hat aber die Ebene eine solche Stellung, daß
A + Cp = 0, B -\- Cq = 0
ist, dann wird d von der zweiten Ordnung. Die Ebene ist
dadurch völlig bestimmt; denn setzt man in (20) A = — Cp,
B = — Cq, so geht die Gleichung über in
£ — s = i>(£ - %) + q(v — y).
Man kann also die Tangentialebene als diejenige unter den
Ebenen durch den Punkt M definieren, welche sich der krummen
Fläche in der Umgebung des Punktes am engsten anschließt, sie
osJculiert, oder in Anwendung einer in 148 eingeführten Termi
nologie als diejenige Ebene, welche mit der Fläche im Punkte
M eine Berührung mindestens der ersten Ordnung aufweist.